17. Von der Unsicherheit des Osterfestes und der Kirche zu Chinon
König Gunthramn aber ließ mit dem Schwerte die Söhne des Magnachar, der damals schon verstorben war(3), hin- S. 33 richten, deshalb, weil sie gegen die Königin Austrechilde(1) und ihre Kinder viel Schändliches und Abscheuliches sprachen, und zog ihre Güter für den Kronschatz ein. Er selbst aber verlor auch seine beiden Söhne(2) plötzlich durch eine Krankheit, und er war über ihren Tod sehr betrübt, denn er blieb seitdem ohne Kinder.
In diesem Jahre war Zweifel über die richtige Feier des Osterfestes. In Gallien feierten wir es mit vielen anderen Städten am 18. April, andere aber zugleich mit den Spaniern am 21. März(3). Jene Quellen jedoch, die sich in Spanien auf Gottes Geheiß füllen, wurden, wie man erzählt, an unserm Osterfeste voll.
Zu Chinon, einem Dorfe bei Tours, erzitterte, gerade während an dem ruhmreichen Tage der Auferstehung des Herrn die Messe gehalten wurde, die Kirche, und alles Volk S. 34 schrie voll Entsetzen, wie aus einem Munde, die Kirche stürze zusammen. Man erbrach die Türen, und alles floh von dannen. Eine schwere Seuche suchte danach das Volk heim.
Hierauf schickte König Gunthramn zu seinem Neffen Childebert Gesandte, trug ihm Freundschaft an und wünschte ihn zu sehen. Da kam jener mit seinen Großen zu ihm, und bei der Brücke, die man Pompierre(1) nennt, kamen sie zusammen und grüßten und küßten sich gegenseitig. Es sprach aber König Gunthramn: „Es ist meiner Sünden Schuld, daß ich jetzt ohne Kinder dastehe, und deshalb wünsche ich, diesen meinen Neffen zu meinem Sohne anzunehmen." Und indem er ihn auf seinen eigenen Thron setzte, übergab er ihm das gesammte Reich und sprach: „Ein Schild decke uns beide, ein Speer verteidige uns beide. Und wenn ich noch Söhne bekommen sollte, will ich dich doch gleich wie einen von ihnen halten, und dieselbe Liebe soll mich mit dir und mit ihnen verbinden, die ich dir heute hier vor Gottes Angesicht gelobe." Die Großen Childeberls aber gelobten für ihn das gleiche(2). Und sie aßen und tranken zusammen und ehrten sich durch wertvolle Geschenke. Dann schieden sie in Frieden und schickten Gesandte S. 35 an Chilperich, er solle ihnen zurückgeben, was er ihren Reichen entzogen hätte, sollte er sich dessen weigern, so möge er ihnen den Kampfplatz bestimmen(1). Jener aber achtete nicht darauf, sondern ließ zu Soissons und zu Paris Ringbahnen bauen und sie dem Volke zum Schauspiel öffnen(2).
