50. Was der heilige Salvius von Chilperich vorhersagte
Ich hätte schon oben einer Unterredung mit dem heiligen Bischof Salvius(3) gedenken sollen, aber ich vergaß es damals. Es wird mir deshalb, wie ich glaube, nicht verargt werden, wenn ich hier noch nachträglich von ihr berichte. Als ich mich nämlich nach der erwähnten Synode schon beim Könige verabschiedet hatte und nach Hause zurückkehren wollte, mochte ich nicht eher die Rückreise antreten, als bis ich von diesem Manne noch mit einem Kusse geschieden wäre. Und da ich ihn aufsuchte, fand ich ihn in der Vorhalle des Hauses zu Beruh. Ich sagte ihm, ich wäre eben im Begriff abzureisen. Darauf verweilten wir uns noch ein wenig und sprachen von diesem und jenem. Er aber sagte plötzlich: „Siehst du nicht S. 106 über diesem Dach, was ich dort oben sehe?" Ich sagte: „Ja, ich sehe ein Überdach, das der König jüngst hat aufsetzen lassen." Darauf er: „Und andres siehst du nicht?" „Nein," sagte ich, „ich sehe nichts andres." Denn ich dachte, er scherze, und fügte hinzu: „Wenn du mehr siehst, so sprich." Er aber seufzte aus der Tiefe seiner Brust und sprach: „Ich sehe das Schwert des göttlichen Zorns gezückt über diesem Hause schweben." Und nicht trog des Priesters Wort; denn zwanzig Tage nachher starben die beiden Söhne des Königs, deren Tod wir oben(1) erzählt haben.
Hier endet das fünfte Buch, das mit dem fünften Jahre der Regierung König Childeberts schließt.
