Dritter Artikel. Das Schicksal ist unbeweglich.
a) Dagegen ist die Stelle bei: I. Boëtius (4. de consol. prosa 6.): „Wie sich zum einfachen Verständnisse das Schließen von einem auf das andere verhält; zu dem was ist, das was entsteht; zur Ewigkeit die Zeit; zum Mittelpunkt der Kreis; so verhält sich die bewegliche Reihenfolge des Schicksals zur Einfachheit der Vorsehung.“ II. Aristoteles (2. Top. c. 3.): „Wenn wir uns bewegen, ist das in Bewegung, was in uns ist.“ Das Schicksal oder Fatum aber ist „den beweglichen Dingen innewohnend“, wie Boëtius sagt. Also ist es beweglich. III. Ist das Schicksal unbeweglich, so folgt Alles, was in ihm enthalten ist, mit Notwendigkeit. Nun aber sind gerade die zufälligen Dinge und die menschlichen Handlungen ganz besonders im Schicksale enthalten. Also käme Alles in der Welt mit Notwendigkeit. Auf der anderen Seite nennt Boëtius das Schicksal „ein unbewegliches Verhältnis“.
b) Ich antworte, die Ordnung oder gegenseitige Beziehung der Zwischen- oder untergeordneten Ursachen kann 1. betrachtet werden gemäß diesen Ursachen, die in dieser Weise untereinander geregelt sind; und 2. gemäß ihrer Beziehung zum Princip, woher sie geordnet worden, zu Gott nämlich. Manche nun meinten, die Ordnung und Reihenfolge der genannten Zwischenursachen, d. h. der Kreaturen sei an sich eine notwendige und hoben deshalb allen Zufall und alle Freiheit auf; doch das ist falsch nach Kap. 115, Art. 2. Andere meinten, das Schicksal sei veränderlich, auch insofern es von Gott abhängt; und nahmen wie die Ägypter (Gregor von Nyssa, de anima c. 36.) an, durch einige Opfer könne es verändert werden. Das ist ebenfalls falsch wegen der Unverrückbarkeit der göttlichen Vorsehung. (Kap. 23, Art. 8.) Deshalb müssen wir sagen, das Schicksal sei. beweglich, soweit es als in den untergeordneten Ursachen befindlich angesehen wird; es sei unbeweglich, soweit es der göttlichen Vorsehung unterliegt. Dies letztere schließt aber eine bedingungsweise Notwendigkeit ein, der gemäß gesagt wird: Wenn Gott dies vorhergewußt hat, dann wird es sein. Deshalb fügt Boëtius zu der Sub I. erwähnten Stelle hinzu: „Da (diese bewegliche Reihenfolge des Schicksals) sie von den Principien der unbeweglichen Vorsehung ihren Anfang nimmt, so ist sie mit Rücksicht darauf selber unbeweglich.“
c) Damit ist den Einwürfen genügt.
