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Als sie wenige Tage später dort ankamen und der Landesverweser sie sah, freute er sich sehr und befahl seinem Hausverwalter ein reichliches Mahl zu rüsten und die Männer
hineinzuführen, weil sie „Salz und Tisch" mit ihm teilen sollten (Sprichwörtliche Redensart für gastliche Bewirtung; als sehr wesentlicher Bestandteil eines Mahles war das Salz Symbol der Gastfreundschaft.). Als sie nun hineingeführt wurden und nicht merkten, zu welchem Zwecke, waren sie sehr erschrocken und vermuteten in ihrer Bestürzung, dass sie wegen Diebstahls angeklagt werden sollen, weil sie das Geld für das Getreide entwendet hätten, das sie in ihren Säcken vorfanden. Sie traten daher alsbald an den Verwalter des Hauses heran, suchten wegen einer Sache, in der niemand sie anzuklagen wagte, sich zu rechtfertigen, da sie ihr Gewissen beruhigen wollten, und wiesen zugleich das Geld vor, um es zurückzugeben. Er aber beruhigte sie mit milden und freundlichen Worten und sprach: „Keiner ist so gottlos, dass er die Gnade Gottes anklagen möchte; Gott sei euch ferner gnädig, denn er hat Schätze in eure Säcke regnen lassen (1 Mos. 43,22) und euch nicht nur Nahrungsmittel, sondern auch Reichtum sofort beschert". Nachdem sie so beruhigt waren, stellten sie der Reihe nach die Geschenke auf, die sie von Hause mitgebracht hatten, und überreichten sie dem Hausherrn, als er herankam. Auf seine Frage, wie es ihnen gehe und ob der Vater noch lebe, von dem sie ihm früher erzählt hätten, erwidern sie nur, dass der Vater lebe und gesund sei, von sich selbst aber nichts. Da wünschte er dem Vater alles Gute und nannte ihn einen Gottgesegneten (Philo kannte also bereits den Zusatz der Septuaginta zu 1 Mos. 43,28 καὶ εἶπεν Εὐλογητὸς ὁ ἄνθρωπος ἐκεῖνος τῷ θεῷ.) Dann 'sah er sich nach seinem leiblichen Bruder um, und wie er ihn erblickte, konnte er sich nicht halten und wurde sofort von seinem Gefühl überwältigt; daher wendet er sich, ehe es bemerkt werden konnte, ab (Josephus Altert. II § 123 stimmt auch hier in seinen Ausdrücken fast wörtlich mit Philo überein.), läuft angeblich zu einem dringenden Geschäft — denn die Wahrheit auszusprechen war der Zeitpunkt noch nicht gekommen — und lässt in einem Winkel des Hauses aufschluchzend seinen Tränen freien Lauf.
