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Es gibt aber drei Kategorien von Gesetzen: Die eine ist das Gesetz der Hebräer, welche Paulus das Gesetz der Sünde und des Todes nennt (cf. Rm. 8,2). Die zweite ist das Gesetz der Heiden, die er das Naturgesetz nennt; darüber sagt er (Rm. 2,14 f.): Die Heiden tun nämlich von Natur aus, was vom Gesetz gefordert wird; und so sind sie, da sie das Gesetz nicht haben, sich selber Gesetz, und zeigen damit, dass ihnen die Forderung des Gesetzes ins Herz geschrieben ist. Die dritte Kategorie des Gesetzes ist die Wahrheit, worauf der Apostel ebenso hinweist, indem er sagt (Rm. 8,2): Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes. Da es also drei Kategorien von Gesetzen gibt, und da uns Jesus versichert hat (Mt. 5,17), dass er nicht gekommen ist, um das Gesetz aufzuheben, sondern es zu vollenden, ist einige Sorgfalt und Überlegung aufzuwenden, um zu erkennen, von welchem dieser Gesetze er gesprochen hat. Genauso verhält es sich bei den Propheten: es gibt jene der Juden, jene der Heiden und jene der Wahrheit. Was nun die jüdischen Propheten anbelangt, wird niemand eine Erklärung brauchen; die Sache ist ja bekannt. Wer hingegen hinsichtlich der heidnischen Propheten Zweifel hat, der möge Paulus hören, welcher in seinem Brief an Titus über die Kreter sagt (Tit. 1,12; Epimenides de oraculis): Einer von ihnen hat als ihr eigener Prophet gesagt: Die Kreter sind ständige Lügner, üble Bestien, faule Bäuche. So gibt es also keinen Zweifel, dass auch die Heiden ihre Propheten haben. Und dass auch die Wahrheit ihre eigenen Propheten hat, darauf weisen sowohl der ebengenannte Paulus wie auch Jesus selber hin; und zwar tut es Jesus da, wo er sagt (Mt. 23,34): Seht, ich sende euch Weise und Propheten, und ihr werdet einzelne von ihnen an verschiedenen Orten töten, Paulus aber da, wo er sagt (I Kor. 12,28): Der Herr selber hat zuerst Apostel, dann Propheten eingesetzt.
