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Wenn nun aber die Gerechten des Alten Testaments, die erkannten, dass mit jenen Heilsritualen die zukünftige Enthüllung des Glaubens, angekündigt wurde, aus dem heraus sie schon damals lebten, weil ja in diesem Leben niemand gerecht sein kann, der nicht aus dem Glauben heraus lebt (cf. Rm. 1,17) – sie hatten nämlich diesen Glauben, auch wenn er noch verhüllt und verborgen war, dank ihrer Gottgläubigkeit bereits erkannt –: wenn also diese Gerechten des Alten Testaments bereit waren, für jene in die Zukunft weisenden Heilsrituale, jene Modellbilder einer noch nicht vollendeten Wirklichkeit, sämtliche harten, ja grauenerregenden Prüfungen auf sich zu nehmen, und diese grösstenteils auch tatsächlich auf sich nehmen mussten; wenn wir etwa Daniel und die drei jungen Männer dafür preisen, dass sie sich weigerten, sich mit den Speisen der königlichen Tafel unrein zu machen (cf. Dan. 1,8), weil dies dem Heilsritual jener Zeit widersprochen hätte; wenn wir mit grösster Bewunderung über die Makkabäer-Brüder erzählen, dass sie sich weigerten, Speisen, die die heutigen Christen erlaubterweise zu sich nehmen, anzurühren (cf. II Makk. 7), weil diese damals, der prophetischen Zeit entsprechend, nicht erlaubt waren: wie viel eher noch muss der heutige Christ bereit sein, für die Taufe Christi, für die Eucharistie Christi, für das Zeichen Christi alles auf sich zu nehmen; denn jenes waren ja Verheissungen für etwas, was in der Zukunft erfüllt werden sollte, dies aber Hinweiszeichen für etwas, was bereits in Erfüllung gegangen ist! Denn was weiterhin als Verheissung an die Kirche, das heisst an den Leib Christi, vorliegt, das wird in unverhüllter Form verkündet, und es ist ja am Haupt dieses Leibes (cf. Eph. 5,23), unserem Retter, d.h. dem Mittler zwischen Gott und den Menschen, dem Menschen Christus Jesus (I Tim. 2,5) bereits in Erfüllung gegangen. Denn was anderes wird uns noch verheissen als das ewige Leben nach der Auferstehung von den Toten? Dies aber ist schon in Erfüllung gegangen in jenem Fleisch, das als Wort Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat (cf. Joh. 1,14). Damals also war der Glaube verhüllt; denn für alle Gerechten und Heiligen, die es auch in jenen Zeiten gab, war das, woran sie glaubten, gleichzeitig das, worauf sie hofften; dazu hatten alle Heilssymbole und das ganze Heilsritual bei ihnen die Funktion der Verheissung. Jetzt aber ist der Glaube enthüllt, auf den hin jenes Volk eingeschlossen war, als es sich im Gefängnis des Gesetzes befand (cf. Gal. 3,23), und was den Gläubigen für das Gericht verheissen ist, das ist schon beispielhaft verwirklicht durch ihn, der nicht gekommen ist, das Gesetz aufzuheben, sondern es zu vollenden (cf. Mt. 5,17).
