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Da somit all jene vortrefflichen Gebote des Herrn, in denen Faustus Widersprüche zu den alten Büchern der Hebräer nachweisen wollte, gerade auch in jenen Büchern zu finden sind, bedeutet dieser Satz, dass der Herr nicht gekommen ist, das Gesetz aufzulösen, sondern es zu vollenden (Mt. 5,17), nichts anderes als dass auch diese Gebote, durch die jenes Gesetz heilig, gerecht und gut ist (Rm. 7,12) – abgesehen von jenen als Modellbilder dienenden Verheissungen, die ja nach dem Eintreten der Wirklichkeit erfüllt waren und beiseite gelegt wurden – in uns zur Vollendung kamen, und zwar nicht im Sinn des alten Buchstabens, der befiehlt und die Sünden der Stolzen durch die Schuld der Gesetzesübertretung noch grösser macht, sondern im Sinn des neuen Geistes, der Hilfe bringt und den Demütigen, die ihre Sünden bekennen, durch die heilbringende Gnade die Freiheit schenkt. Denn in Tat und Wahrheit ist es so, dass zwar all diese erhabenen Gebote auch in jenen alten Büchern vorhanden sind, doch das Ziel, worauf sie gerichtet sind, ist dort verborgen, obschon die Heiligen jener Zeit bereits danach lebten, indem sie dessen zukünftige Enthüllung voraussahen und es teils als Propheten prophetisch verhüllten, teils als Weise das prophetisch Verhüllte zu deuten wussten.
