Erster Artikel. „Geschenk“ entspricht eigens der dritten Person.
a)Dagegen wird geltend gemacht: l. Jeder Name> der auf die Bezeichnung einer Person in Gott sich richtet, schließt in seiner Bedeutung notwendig einen Unterschied in Gott ein. Der Name „Geschenk“ aber besagt nicht im mindesten einen solchen Unterschied in Gott. Augustin nämlich sagt (14. de Trin. 19.): „Der heilige Geist wird so gegeben als Geschenk Gottes, daß Er auch zugleich Sich selber giebt als Gott. Also ist dieser Name in Gott kein persönlicher. II. Kein die Person bezeichnender Name ist in Gott auf das Wesen anwendbar. Das Wesen Gottes aber ist das „Geschenk“, welches der Vater dem Sohne giebt, wie aus Hilarius (8. de Trin.) hervorgeht. Also. III. Damascenus sagt (4. de orth. fide 19.): „Nichts ist unterworfen oder dienend in den göttlichen Personen.“ Der Ausdruck „Geschenk“ aber schließt eine Unterwürfigkeit, ein Empfangen, respektive ein Bedürfen ein sowohl mit Beziehung auf denjenigen, dem es wird, wie mit Beziehung auf jenen, der es giebt. Also ist derselbe kein Ausdruck, der eine Person in Gott kennzeichnet. IV. „Geschenk“ schließt in sich ein die Beziehung zur Kreatur und somit gilt das Wort nur der Zeit nach von Gott. Persönliche Namen aber gelten von Ewigkeit. Auf der anderen Seite sagt Augustin (14. de Trin. 19.): „Gleichwie der fleischliche Leib nichts Anderes ist wie Fleisch; so ist das Geschenk des heiligen Geistes nichts Anderes wie der heilige Geist.“ „Heiliger Geist“ aber ist ein Name, der die Person kennzeichnet. Also ist dies auch der Name „Geschenk“.
b) Ich antworte, daß im Ausdrucke „Geschenk“ eingeschlossen ist, es sei geeignet, geschenkt zu werden. Daß aber dazu etwas geeignet sei, dazu ist der Grund sowohl in dem, der giebt; als auch in dem, welchem gegeben wird. Denn es wird von keinem etwas gegeben, was ihm nicht gehört; und zu dem Zwecke wird etwas einem gegeben, daß es ihm gehöre. Die göttliche Person aber gehört jemandem entweder weil sie von Ihm ist, also auf Grund des Ursprungs, wie der „Sohn“ dem „Vater“; — oder weil sie jemand empfängt und deshalb von ihm gehabt oder besessen wird. Wir haben oder besitzen nun etwas, insoweit wir dasselbe frei gebrauchen oder genießen können wie wir wollen. Und demgemäß kann die göttliche Person nur von der vernünftigen Kreatur gehabt oder besessen werden. Die anderen Kreäturen können wohl von der göttlichen Person bewegt oder in Thätigkeit gesetzt werden; nicht aber in der Weise, daß es im Vermögen dieser Kreaturen läge, an der göttlichen Person sich zu freuen oder deren Wirkungen für ihr eigenes Wohl zu gebrauchen. Dazu gelangt jedoch manchmal die vernünftige Kreatur, wenn sie nämlich teilhaftig wird des göttlichen „Wortes,“ und der „ausgehenden Liebe“, so daß sie Gott wahrhaft erkennen und wahrhaft lieben kann. Die vernünftige Kreatur also allein kann die göttliche Person haben oder besitzen. Dazu aber vermag sie nicht aus eigener Kraft, aus der Kraft ihrer Natur, zu gelangen; also muß ihr die Kraft dazu von oben geschenkt werden. Denn das haben wir als etwas Geschenktes, was wir von anderswoher haben. Und so kommt es der göttlichen Person des heiligen Geistes zu, gegeben zu werden und „Geschenk“ zu sein.
c) I. Der Ausdruck „Geschenk“ schließt einen persönlichen Unterschied in sich ein, insoweit Geschenk genannt wird, was in irgend einem anderen seinen Ursprung hat. Und doch giebt der hellige Geist Sich selbst, insoweit Er Herr Seiner selbst ist und die Macht darüber hat, sein Sein zu gebrauchen oder vielmehr es zu genießen; wie jeder freie Mensch Herr seiner selbst sein soll. Und das bezeichnet Augustinus (in Joan. tract. 29.) mit den Worten: „Was ist mehr dein als du selbst?“ Oder noch genauer: Ein Geschenk muß irgendwie Eigentum des Gebenden sein. Aber dieses „Eigentum sein“- wird vielfacherweise verstanden. Einmall als ein und dasselbe, nämlich in der Weise des Identischen, wie Augustinus hier sagt; und so wird das „Geschenk“ nicht ünierschieden vom Gebenden, sondern nur von dem, welchem es gegeben wird; und so heißt es: Der heilige Geist giebt Sich selbst. Dann wird das „Eigentum sein“ aufgefaßt als „jemandem gehörend, wie der Knecht zum Herrn gehört. Und nach dieser Bedeutung wird das Geschenk dem Wesen nach unterschleden vom Geber; so sind die Kreaturen ein Geschenk Gottes. Endlich wlrd „Eigentum“ genannt, was nur von einem anderen ist, auf Grund seines Ursprungs von einem anderen. Und in dieser Bedeutung ist der Sohn Eigentum des Vaters, Er gehört dem Vater; und der heilige Geist ist Eigentum beider Personen, Er gehört dem Vater und dem Sohne. Insofern also ,,Geschenk“ in dieser letzteren Weise genommen wird, ist der Name auf die Person gerichtet; denn Er schließt ein den Unterschied vom Geber, also den Unterschied des Ursprungs. II Das Wesen wird ein Geschenk des Vaters in der erstgenannten Weise genannt; nämlich well das Wesen in allen drei Personen ein und dasselbe ist. III.„Geschenk“ als persönlicher Name in Gott schließt keine Unterwürfigkeit ein, sondern nur die Beziehung zum Ursprünge, zum Gebenden. Im Verhältnisse zu dem, welchem es gegeben wird, schließt es freien Gebrauch und Genuß ein. IV. „Geschenk“ heißt etwas nicht, weil es thatsächlich gegeben wird; sondern weil es geeignet ist, daß es gegeben werde. Deshalb wird der heilige Geist von Ewigkeit her „Geschenk“ genannt, trotzdem Er erst der Zeit nach thatsächlich gegeben wird. Und es ist nicht nötig, daß der Name deshalb, weil darin die Beziehung auf die Kreatur gegeben ist, vom göttlichen Wesen gelte; sondern nur, daß Er etwas zum Wesen Gottes Gehöriges in seinem Verständnisse einschließt; wie das Wesen im Verständnisse der Person eingeschlossen wird.
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