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S. 32 Hierauf sagt Celsus: „Die Ziegenhirten und Schafhirten haben nur einen einzigen Gott angenommen, sei es nun, dass sie ihn den Höchsten oder Adonai oder den Himmlischen oder Sabaoth, oder sei es, dass sie diese Welt so oder so zu nennen belieben; und eine weitere Erkenntnis haben sie nicht gewonnen.“ Und im folgenden sagt er, „ es mache nichts aus, ob man den über allen waltenden Gott Zeus nenne, wie die Griechen es tun, oder ob man ihm den zum Beispiel bei den Indern oder den bei den Ägyptiern üblichen Namen gebe.“ Wir erwidern darauf: Bei der vorliegenden Frage kommt die tiefe und geheimnisvolle Lehre von dem Wesen der Namen in Betracht; ob, wie Aristoteles meint, die Namen ihr Dasein dem Übereinkommen verdanken1, oder, wie die Stoiker glauben, einen natürlichen Ursprung haben, wonach die ersten Laute die Dinge, für die die Namen bestimmt waren, nachgeahmt hätten, weshalb sie auch gewisse Grundlehren der Worterklärung nach Wurzeln oder Stämmen einführen; oder ob, wie Epikur, abweichend von den Stoikern, lehrt, die Namen daher einen natürlichen Ursprung haben, dass die ersten Menschen bei (dem Anblick) der Gegenstände gewisse Laute ausgestoßen hätten. Wenn wir nun in einer besonderen Untersuchung die Natur wirksamer Namen darlegen können, von denen einige die Weisen der Ägyptier anwenden oder die Gelehrten unter den persischen Magiern oder unter den indischen Philosophen die Brachmanen oder Samanäer, und so bei jedem der Völker; und wenn wir imstande sind nachzuweisen, dass auch die sogenannte Magie nicht, wie die Schule des Epikur und Aristoteles meint, in jeder Hinsicht ungereimt und nichtig, sondern vielmehr, wie ihre genauen Kenner dartun, eine sichere und wohlgeordnete Kunst ist, auf Gründen und Regeln beruhend, die indessen nur sehr wenigen (Eingeweihten) bekannt sind: dann werden wir sagen dürfen, dass die S. 33 Namen Sabaoth, Adonai und alle die andern, die bei den Hebräern mit großer Feierlichkeit überliefert werden, nicht für beliebige und gewordene Dinge, sondern mit Rücksicht auf eine gewisse geheimnisvolle Theologie gebildet worden sind, die sich auf den Schöpfer des Weltalls bezieht.
Deshalb kann man auch diese Namen, wenn sie in dem mit ihnen fest verknüpften Zusammenhang2 ausgesprochen werden, und andere, die in ägyptischer Sprache verbreitet sind, bei einigen Dämonen, deren Macht sich nur auf diese Gebiete erstreckt, und andere in der Mundart der Perser bei anderen Geistesmächten, und so bei jedem Volke, zu bestimmten Bedürfnissen gebrauchen. Und so wird man finden, dass die Namen der auf Erden weilenden Dämonen, die verschiedene Orte zugeteilt erhalten haben, stets mit den Mundarten der betreffenden Orte und Völker Verwandtschaft aufweisen.3 Wer demnach mit weiterem Blick auch nur geringe Einsicht in diese Dinge gewonnen hat, der wird sich in acht nehmen, die einen Namen diesen, die andern jenen Verhältnissen willkürlich anzupassen, damit es ihm nicht ähnlich ergehe wie den Leuten, die den Namen „Gott“ verkehrterweise auf leblosen Stoff übertragen, oder die Benennung „gut“ der ersten Ursache aller Dinge4 oder der Tugend und dem Sittlichen versagen, dem „blinden Reichtum“5 aber und dem mit Gesundheit und Wohlbefinden verbundenen Ebenmaß von Fleisch und Blut und Knochen im Körper oder der angeblichen edlen Geburt zusprechen.
