26.
Wenn ich aber gesagt habe, er sei den Juden gleichsam ein Jude und den Heiden gleichsam ein Heide geworden, nicht in trügerischer List, sondern in mitleidiger Teilnahme, so scheinst du mir zu wenig beachtet zu haben, auf welche Art ich dies gesagt habe; vielleicht aber konnte ich dies nicht genügend erklären. Ich habe dies nämlich nicht in dem Sinne gesagt, als ob er aus Mitleid sich in dieser Weise verstellt habe, sondern in dem Sinne, daß er ebensowenig bei jenen Dingen heuchelte, in denen er Ähnliches tat wie die Juden, wie bei S. 314 jenen, in denen er Ähnliches tat wie die Heiden; du hast mich ja darauf hingewiesen und, wie ich dankbar gestehe, hierbei unterstützt. Ich hatte nämlich in meinem Briefe dich gefragt, wie man denn glauben könne, er sei dadurch den Juden gleichsam ein Jude geworden, daß er verstellter Weise sich den Geheimnissen der Juden unterzog, da er doch auch den Heiden gleichsam ein Heide geworden sei, ohne verstellter Weise sich den heidnischen Opfern zu unterziehen. Darauf hast du geantwortet, er sei den Heiden dadurch gleichsam ein Heide geworden, daß er die Beschneidung fallen ließ und ohne Unterschied den Genuß der Speisen gestattete, die die Juden verwerfen. Ich frage nun: Hat er auch dies verstellter Weise getan? Wenn dies ganz abgeschmackt und verkehrt wäre, so hat er auch das, worin er sich der jüdischen Sitte mit klugem Freiheitsgebrauch anbequemte, nicht aus knechtischem Zwange oder, was seiner noch unwürdiger wäre, mehr aus betrügerischer als aus wahrhafter Absicht getan.
