V. 34.
S. 320 Was nun deine Übersetzung anbetrifft, so hast du mich schon überzeugt, wie nützlich deine Absicht ist, die Heilige Schrift aus dem Hebräischen zu übersetzen, nämlich um zu veröffentlichen, was von den Juden unterdrückt oder verfälscht worden ist. Aber ich bitte dich, doch auch mitteilen zu wollen, von welchen Juden dies geschehen ist: ob von jenen, die vor der Ankunft des Herrn übersetzten, und zutreffendenfalls von welchen oder von welchem aus ihnen, oder ob dies von den späteren Juden geschehen ist, von denen sich wohl annehmen läßt, sie hätten in den griechischen Handschriften deshalb einiges unterschlagen oder verfälscht, damit sie nicht durch jene Zeugnisse von der Wahrheit des christlichen Glaubens überwiesen würden, von welchen oder von welchem aus ihnen, oder ob dies haben können, sehe ich nicht ein. Sodann bitte ich dich, uns deine Übersetzung der Septuaginta zu schicken; ich wußte noch nicht, daß du sie bereits herausgegeben hast. Warum aber die früheren Juden diese Absicht hätten beste Auslegungsweise1 zu lesen. Ebenso möchte ich wissen, wie bei dem Dolmetscher sich die Sprachenkunde mit den Erklärungsversuchen der übrigen Schriftausleger zurechtfinden muß. Obgleich sie nämlich den einen, wahren Glauben besitzen, so ist es doch unvermeidlich, daß sie bei der Dunkelheit vieler Stellen verschiedene Behauptungen aufstellen, wenn auch keine dieser verschiedenen Behauptungen mit dem einen Glauben im Widerspruche steht. Und so kann ja auch ein Ausleger gemäß desselben Glaubens ein und dieselbe Stelle so oder so auslegen, weil ihre Dunkelheit dies gestattet.
De optimo genere interpretandi. ↩
