32.
Wir wollen darum unseren guten Freunden, die in aller Aufrichtigkeit unsere Arbeiten mit ihren Sympathien begleiten, so eindringlich wie möglich einprägen, daß unter den besten Freunden gegen eine Behauptung Widerspruch erhoben werden kann, ohne daß die Liebe vermindert wird oder die der Freundschaft schuldige Wahrhaftigkeit Haß hervorbringt. Dabei ist es gleich, ob der Widerspruch sich auf die Wahrheit gründet oder ob sonst irgend etwas in wahrhafter Gesinnung gesagt werden mag, wofern man nichts im Herzen zurückbehält, was auf die Lippen kommen soll. Mögen unsere Brüder, deine Freunde, die nach deinem Zeugnisse Gefäße Christi sind, es glauben, daß gegen meinen Willen und zu meiner allergrößten Betrübnis mein Brief in die Hände so vieler kam, bevor er an dich, an den er gerichtet war, gelangte. Wie dies zugegangen ist, das zu erzählen wäre zu umständlich und, wenn ich nicht irre, auch überflüssig. Denn es muß genügen, daß man meiner Versicherung glaube: es sei weder, wie einige meinen, in böser Absicht geschehen noch sei es überhaupt mein Wille, meine Veranstaltung, meine Erlaubnis, ja nur mein Gedanke gewesen, daß solches geschehe. Dafür rufe ich Gott zum Zeugen an! Will man mir aber nicht glauben, so weiß ich nicht mehr, was ich tun soll! Doch kann ich auf keinen Fall glauben, daß man in übelwollender Gesinnung, um Feindschaft unter uns zu stiften, deiner Heiligkeit solches einreden will. Die Barmherzigkeit des Herrn, unseres Gottes, bewahre uns vor jeder Feindschaft; aber auch ohne daß irgendeine Absicht der Schädigung vorliegt, argwöhnt man leicht von einem Menschen menschliche Fehler. Diese Meinung muß ich billigerweise von ihnen haben, wenn sie Gefäße Christi sind, nicht zur Schmach, sondern zur Ehre verfertigt und im großen Hause von Gott zu gutem Werke aufgestellt. Wenn sie aber auch nach dieser meiner Versicherung, sobald sie ihnen zur Kenntnis gekommen ist, S. 319 in ihrem Argwohn verharren, so siehst du selbst, wie unrecht sie tun.
