31.
Ein weiteres Übel, das Du meiden mußt, ist die Habsucht. Hierbei handelt es sich nicht darum, daß Du S. 102 nach fremdem Eigentum greifst; denn dies stellen schon die weltlichen Gesetze unter Strafe. Vielmehr sollst Du Dein Eigentum, das im letzten Grunde auch nicht Dir gehört, nicht für Dich allein in Anspruch nehmen. Christus sagt: „Wenn ihr mit dem Fremden nicht treu seid, wer wird euch dann euer Eigentum geben?“ 1 Mengen von Gold und Silber sind für uns fremde Güter. Unser Besitz ist geistig. Dazu äußert sich eine andere Stelle: „Das Lösegeld des Mannes ist sein eigener Reichtum.“ 2 Niemand kann zwei Herren dienen. Entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird es mit dem anderen halten und den einen hintansetzen. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon, 3 d.h. dem Reichtum. In der heidnischen Sprache der Syrer heißt nämlich Mammon Reichtum. Sorgen um den Lebensunterhalt sind Dornen, unter denen der Glaube erstickt. 4 Sie sind die Wurzel der Habsucht, eine Erscheinung, die dem Heidentum eigen ist. Du aber sagst: „Ich bin ein zartes Mädchen, ich kann mit meinen Händen nicht arbeiten. Werde ich einmal alt, überkommt mich eine Krankheit, wer wird sich dann meiner erbarmen?“ Wie sagt Jesus zu den Aposteln? „Sorget euch nicht in eurem Herzen um das, was ihr esset, noch um den Leib, was ihr anziehet. Ist die Seele nicht mehr als die Nahrung, und der Leib nicht mehr als die Kleidung? Betrachtet die Vögel des Himmels, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheuern, und doch erhält sie euer himmlischer Vater.“ 5 Fehlt es an der Kleidung, dann denke an die Lilien des Feldes! 6 Hungert Dich, dann denke an die Seligpreisung der Armen und Hungernden! 7 Trifft Dich ein Leid, dann sagt die Schrift: „Darum bin ich froh in meinen Schwachheiten. S. 103 Um mich nicht zu überheben, ward mir ein Stachel ins Fleisch gegeben, der Engel des Satans, daß er mich schlage, damit ich mich nicht überhebe.“ 8 Erfreue Dich an allen Gerichten Gottes! „Es frohlockten die Töchter Judas über alle deine Gerichte, o Herr.“ 9 Aus Deinem Munde möge immer das Wort widerhallen: „Aus dem Schoße meiner Mutter bin ich nackt hervorgegangen, nackt werde ich wieder zurückkehren. 10 Nichts haben wir in diese Welt mitgebracht, nichts können wir aus ihr fortnehmen.“ 11
