33.
Doch will ich hier dieses Thema nicht erschöpfend behandeln. Dies soll, so Christus will, in einer gesonderten Schrift geschehen. Aber ich möchte etwas erzählen, was sich vor wenigen Jahren in der nitrischen Wüste ereignet hat. Ein Bruder Einsiedler, der mehr sparsam als geizig war und nicht wußte, daß Christus um dreißig Silberlinge verkauft wurde, 1 hinterließ bei S. 105 seinem Tode hundert Goldstücke, 2 die er durch Leineweberei verdient hatte. Die Mönche, deren dort ungefähr 5000 in getrennten Zellen wohnten, hielten Rat, was zu geschehen habe. Die einen meinten, man solle das Geld unter die Armen verteilen. Andere wollten es der Kirche schenken, während eine dritte Gruppe riet, es den Verwandten zu schicken. Makarius aber und Pambos und Isidor 3 und die übrigen, die den Namen Väter führten, beschlossen, erleuchtet vom Hl. Geiste, es solle mit seinem Herrn begraben werden. Sie sprachen: „Dein Geld gehe mit dir ins Verderben.“ 4 Darin darf man nicht eine Grausamkeit sehen. Aber alle Einsiedler in ganz Ägypten ergriff ein solcher Schreck, daß sie es für ein Verbrechen hielten, auch nur ein Goldstück zu hinterlassen.
Matth. 26, 15. ↩
Der Solidus war eine Goldmünze. Aus einem Pfund Gold prägte man zur Zeit der Republik 40 Stück, in der Kaiserzeit infolge Legierung mit anderen Metallen mehr. ↩
Makarius von Alexandrien († um 395) war Leiter eines Klosters in der nitrischen Wüste, ebenso sein Freund Isidor von Alexandrien. Dieser mußte zusammen mit Pambos, einem der „langen Brüder“, im Zusammenhang mit den origenistischen Wirren vor dem Patriarchen Athanasius zum hl. Johannes Chrysostomus nach Konstantinopel fliehen. Über das Leben dieser Männer vgl. Palladius, Hist. Laus. 1. 10. 18. (BKV V 10 ff.; 23 ff.; 36 ff.). ↩
Apg. 8, 20. ↩
