2.
Eustochium, meine Herrin — so muß ich wohl die Braut Christi nennen —, dies schreibe ich, damit Du gleich zu Beginn des Briefes erkennst, daß ich jetzt nicht das Hohe Lied der Jungfräulichkeit singen will, die Du, wie Deine Wahl zeigt, als wertvollsten Lebensstand erkannt hast. Auch mag ich nicht die Beschwerden des Ehelebens aufzeigen, wie die Schwangerschaft S. 63 sich bemerkbar macht oder die Kinder schreien, wie man unter einer Nebenbuhlerin zu leiden hat oder sich durch die Sorge um den Haushalt aufreibt. Auch will ich nicht schildern, wie zuletzt der Tod kommt und allem, wofür man sich geplagt hat, ein Ende setzt. Auch die verheirateten Frauen leben in einem von Gott bestimmten Stande, die ehrbare Ehe und das makellose Lager haben ihre Berechtigung. 1 Meine Absicht geht nun dahin, Dir, nachdem Du aus Sodoma geflohen bist, das warnende Beispiel der Gattin Lots vorzuhalten. 2 Die vorliegende Schrift soll keine Schmeichelei sein; ist doch der Schmeichler ein schöntuender Feind. Auch auf rhetorisches Gepräge verzichtet sie, etwa in der Art, daß ich Dich zu den Engeln erhebe, das Glück Deiner Jungfräulichkeit schildere und die Welt zu Deinen Füßen lege.
