Vierter Artikel. Das Verhältnis dieses Namens „Person“ zur „Relation“.
a)Auch Dieser Name „Person“ scheint nicht die Relation in Gott zu bezeichnen, sondern die Substanz. Denn: l. Äugustin (7. de Trin. c. 6.) sagt: „Wenn wir sagen, die Person des Vaters, so bezeichnen wir damit nichts Anderes, als die Substanz des Vaters; mit Beziehung auf Sich heißt er Person, nicht mit Beziehung auf den Sohn.“ II. Auf die Frage „was“ wird mit Angabe des Wesens oder der Natur geantwortet. Es sagt aber Augustin (I. c. cap. 4.): „Wenn gesagt wird: Drei sind, die Zeugnis geben im Himmel: der Vater, das Wort und der heilige Geist; — und man die Frage stellt: Was sind das für drei? so heißt die Antwort: Drei Personen.“ Also der Name „Person“ bezeichnet die Substanz oder das Wesen. III. Was durch den Namen ausgedrückt wird, ist (4 Metaph.) der Begriff. Der Begriff der Person aber ist „Einzelbestand der Substanz in der vernünftigen Natur“. Also „Person“ bedeutet die Substanz. IV. Die Person in Engeln und Menschen bezeichnet etwas in sich Abgeschlossenes, Absolutes; und nicht eine Beziehung oder Relation. Also bezeichnet der Name „Person“ in Gott die absolute Substanz oder er gilt nicht im gleichartigen Sinne (univoce) von Gott und den Kreaturen, sondern nur im verhältnismäßigen (aequivoce). Auf der anderen Seite sagt Boëtius (de Trin.): „Jeder Name, der sich auf die Person bezieht, bedeutet die Relation.“ Der Name „Person“ aber bezieht sich in eigentlichster Weise auf die Personen. Also drückt er die Relationen aus.
b) Ich antworte; betreffs des vorliegenden Punktes liegt die Schwierigkeit darin, 1. daß der Name „Person“ in der Mehrzahl, nämlich von Dreien, ausgesagt wird und dabei vom wesentlichen Charakter der Namen, welche die Natur Gottes bezeichnen, absieht; — und daß 2. derselbe trotzdem nicht zu jenen Namen gehört, welche eine Beziehung oder Relation in ihrer Bedeutung einschließen wie Vater, Sohn, sondern absolut ausgesagt wird. Deshalb haben manche angenommen, daß dieser Name „Person“ ohne weiteres kraft seines wesentlichen Charakters als Wort das Wesen Gottes bezeichnet; wie dieser Name „Gott“, „Weise“ etc. Er sei jedoch wegen der Angriffe der Häretiker auf Grund der Unordnungen von Konzilien angepaßt worden, daß er im Plural gesetzt werden könne für die „Relationen“; entweder in der Weise, daß gesagt wird: drei Personen oder daß gesagt wird: eine andere Person ist der Vater und eine anidere der Sohn. Steht er aber im Singular, so könne er verwendet werden, um das Absolute, die Natur; oder um die Beziehungen, die Relativen auszudrücken. Diese Annahme aber ist durchaus ungenügend. Denn wenn kraft der Natur seiner Bezeichnung als eigentliches Wort es der Name „Person“ nicht in sich hat, daß er etwas Anderes bezeichne wie das Wesen, so würde dabei die häretische Verleumdung nicht beruhigt worden sein; vielmehr hätte man Gelegenheit gegeben, noch mehr zu verleumden. Und deshalb sagen andere, dieser Name „Person“ bezeichne in Gott zugleich das Wesen und die Relation. Und zwar sagten die einen unter diesen, er bezeichne das Wesen hauptsächlich und unmittelbar, die Relation aber nur nebenbei; weil die Person durch und aus sich selbst eine Einheit ist, die Einheit aber gehört zum göttlichen Wesen und weil hinzugesetzt wird „durch und aus sich selbst“, so ist damit die Relation gleichsam mitverstanden, daß nämlich nicht zwar aus sich selbst die Relation „Person“ genannt wird, wohl aber weil das andere Relativum vorhanden ist. Denn es wird der „Vater“ aufgefaßt als für und aus sich bestehend und nur nebenbei als durch die Relation verschieden vom Sohne. Die anderen aber meinten umgekehrt, die hauptsächliche und unmittelbare Bedeutung der „Person“ sei auf die „Relation“ gerichtet, und nur weil in der Definition der „Persdn“ die Substanz eingeschlossen sei, also nur unter einer gewissen Voraussetzung, auf die Natur oder Substanz Gottes. Und diese letzteren stehen der Wahrheit näher. Um hier Klarheit zu schaffen ist zuvörderst zu erwägen, daß etwas in der Bezeichnung eines Ausdruckes eingeschlossen ist, insoweit derselbe sich auf einen besonderen, weniger allgemeinen Seinskreis bezieht; was jedoch nicht in der Bezeichnung dieses selben Ausdruckes eingeschlossen ist, insoweit derselbe einen weiteren, allgemeineren Seinskreis umfaßt. So wird „vernünftig sein“ eingeschlossen in der Bezeichnung „Mensch“; nicht aber in der Bezeichnung „sinnbegabt“. Also etwas Anderes ist es, zu forschen nach der allgemeinen Bezeichnung „sinnbegabt“ und etwas Anderes, zu forschen nach der mehr besonderen Bedeutung „sinnbegabt“, insoweit der Mensch als ein sinnbegabtes Wesen hingestellt wird. Und ähnlich ist es etwas Anderes, zu forschen nach der allgemeinen Bedeutung dieses Namens „Person“ und etwas Anderes, zu forschen nach der besonderen Bedeutung der göttlichen Person. Denn „Person“ im allgemeinen bezeichnet „das Einzelbestehen der Substanz in der vernünftigen Natur“. Einzelbestehen aber heißt: In sich ungeteilt sein und getrennt vom anderen. In jeglicher Natur also bezeichnet „Person“, was getrennt von anderem für sich besteht in jener Natur. So bezeichnet „Person“ in der menschlichen Natur dieses Fleisch, diese bestimmten Knochen, diese einzelne Seele, also im ganzen die Principien des Einzelseins im Menschen; die da nicht zwar in der allgemeinen Bezeichnung „Person“ eingeschlossen sind, wohl aber in der besonderen Bezeichnung „menschliche Person“. In Gott aber besteht kein Unterschied außer kraft der Relationen des Ursprungs. Und diese Relationen sind nicht wie ein hinzutretendes Sein, welches zum Wesen etwas hinzubringt; sie sind das Wesen selber. Sonach ist jede Relation geradeso für sich bestehend, wie das Wesen für sich besteht. Sowie also die Gottheit Gott ist, so ist die göttliche Vaterschaft Gott Vater, der da eine göttliche Person ist. „Person“ in der besonderen Anwendung auf Gott bezeichnet somit die Relation als eine substantiell für sich bestehende. Und das will heißen: die Relation bezeichnen in der Weise einer Substanz, die da ist für sich bestehendes Einzelsein in der göttlichen Natur, obgleich das Für-sich-bestehen in der göttlichen Natur wieder nichts Anderes ist wie die göttliche Natur selber. Und demgemäß ist es wahr, daß der Name „Person“ hauptsächlich und unmittelbar die Relation bedeutet und nebenbei das Wesen, weil eben die Relation in Gott subsistierendes Sein ist und nicht etwas, was zum Wesen hinzutritt. Und ähnlich kann gesagt werden, der Name „Person“ bezeichne hauptsächlich und unmittelbar das Wesen; die Relation aber erst deshalb, weil das Wesen in Gott ein und dasselbe ist wie das Für-sich-bestehen oder die upostasis. Letztere aber wird in Gott bezeichnet als unterschieden nur durch die Relation. Ähnlich trägt die Relation als Relation oder Beziehung bezeichnet, abgesehen nämlich davon, daß sie ein Für-sich-bestehen oder dem wirklichen Sein nach das göttliche Wesen selber ist, den Charakter der Person nebenbei nur; nämlich nur unter der Voraussetzung, daß sie ein Für-sich-bestehen ist. Und so kann auch gesagt werden, daß diese nebensächliche, nur unter Voraussetzung zutreffende Bezeichnung dieses Namens „Person“, nämlich für die Relation als bloße Relation, vor den Verleumdungen der Häretiker nicht wahrgenommen wurde. Deshalb war dieser Name nicht anders in Gebrauch wie ein jeder von den anderen, welche das Absolute in Gott bezeichnen. Nachher wurde er aber angepaßt, daß er das Relative bezeichne und zwar kraft der Natur seiner Bezeichnung; nicht, wie die erste Annahme sagte, einzig und allein, weil die Kirche so wollte.
c) I. Der Name „Person“ wird nicht ausgesagt in Beziehung auf einen anderen, sondern zu sich selber hin. Denn er bezeichnet die Relation in der Weise einer Substanz, welche Hypostasis ist, d. h. für sich besteht. Und so sagt Augustin, daß er das Wesen bezeichne. Denn in Gott ist das Wesen ein und dasselbe wie das Für-sich-bestehen oder die hypostasis; in Ihm ist das Wesen nicht von einem Subjekte getragen, das da nicht das Wesen selber wäre. II. Die mit dem Worte „Was“ ausgedrückte Frage richtet sich auch manchmal auf das suppositum, auf den Einzelbestand; wie wenn gesagt wird: „Was schwimmt im Meere?“ Und die Antwort erfolgt: „Drei Fische.“ Und so wird hier geantwortet: „Was für drei?“ „Drei Personen.“ III.Das „Einzelbestehen“, also das Getrennt sein vom anderen, das Unmitteilbar sein, ist in Gott die Relation. IV. Das Pferd z. B. hat eine besondere Definition und der Esel. Das hindert aber nicht, daß ihnen die Definition „Tier“ gemeinsam ist. Es ist also doch deshalb nicht die Gleichartigkeit ganz und gar aufgehoben. So folgt auch nicht daraus, daß in der Bezeichnung der „Person“, mit Rücksicht auf Gott, die Relation miteingeschlossen erscheint, in der Bezeichnung aber mit Rücksicht auf Engel und Menschen dies nicht der Fall ist; daraus folgt nicht, daß nun der Name „Person“ alle Gleichartigkeit in der Bezeichnnung verliere. Gleichwohl muß bemerkt werden, daß eine völlige Gleichartigkeit in der Anwendung auf Gott und in der auf die Kreatur nicht bestehen kann; wie etwa der Name „Mensch“ völlig gleichartig von jedem Menschen gilt. Denn eine solche Gleichartigkeit des Namens verbietet der Abstand der Kreatur vom Schöpfer. (Kap. 13, Art. 5.)
