Zweiter Artikel. In Gott sind nicht mehr als drei Personen.
a) Dagegen spricht: I. Die Mehrheit der göttlichen Persowm ist entprechend der Mehrheit der Relationen oder Beziehungen. Es bestehen aber in Gott vier Relationen: Vaterschaft, Sohnschaft, Hauchen und Gehauchtwerden. Also sind vier Personen in Gott. II. Die Natur ist in Gott nicht in höherem Grade verschieden vom Willen, wie sie verschieden ist von der Vemunft. In Gott nun ist es eine andere Person, welche ausgeht nach Art des Willens wie die „Liebe“; und eine andere, welche ausgeht nach Art der Natur, wie der „Sohn“. Also muß es auch eine andere sein, die da ausgeht nach der Art der Vernunft, wie das „Wort“; und es ist diese nicht dieselbe wie jene, welche als „Sohn“ ausgeht. III. Was im Bereiche der Geschöpfe höher steht, das hat mehrere im Innern des Wirkenden bleibende Thäigkeiten; wie der Menschl über alle Tiere hinaus Wollen hat und geistiges Erkennen. Gott aber überragt unendlich alle Geschöpfe. Also müssen da unendlich viele innere Thätigkeiten sein, „nach denen etwas ausgeht;“ und somit unendlich viele Personen. IV. Der unendlichen Güte des Vaters ist es zu danken, daß Er Sich selbst in unendlicher Weise mitteilt als Princip einer göttlichen Person. Aber im heiligen Geiste ist auch unendliche Güte. Also muß der heilige Geist auch eine göttliche Person hervorbringen, die unendlich gut ist; und diese wieder eine bis ins Endlose. V. Was unter einer gewissen Zahl besteht, ist gemessen; denn die Zahl ist ein Maß. Die göttlichen Personen aber sind unermeßlich; wie es im Symbolum heißt: „Unermeßlich ist der Vater, unermeßlich der Sohn, unermeßlich der heilige Geist.“ Die Dreiheit kommt also Gott nicht zu. Auf der anderen Seite heißt es bei Joan. I. ult 7,: „Drei sind die Zeugnis geben: Der Vater, das Wort und der heilige Geist.“ Denen aber, die fragen: Was für drei, wird, wie Augustin (7. de Trin. cap. 4.) sagt, geantwortet: Drei Personen. Nur drei Personen also sind in Gott.
b) Ich antworte, nur drei Personen können nach dem Gesagten in Gott bestehen. Denn es ist gezeigt worden, daß mehrere Personen in Gott nichts Anderes sind als die in Gott für sich bestehenden, voneinander verschiedenen Relationen. Der dem wirklichen Sein nach bestehende Unterschied zwischen den göttlichen Relationen existiert aber nur auf Grund des beziehungsweisen Gegensatzes. Also müssen zwei sich gegenüberstehende Relationen auch zwei Personen bedingen. Sind aber einige Relationen nicht sich einander entgegengesetzt, so müssen sie ein und derselben Person angehören. Die Vaterschaft also und die Sohnschaft, da dies ein beziehungsweiser Gegensatz ist, bedingt notwendig zwei Personen. Die für sich bestehende Vaterschaft ist somit eine Person, der Vater; und die für sich bestehende Sohnschaft ist die zweite Person, der Sohn. Die beiden anderen Relationen aber, das Hauchen, spiratio, und das Gehauchtwerden oder Hervorgehen, processio, stehen zu den beiden genannten in keinerlei Gegensatz; wohl aber stehen sie untereinander im Gegensatze. Sie können also beide nicht einer und der nämlichen Person zukommen. So ist also notwendig, daß eine jede von ihnen entweder beiden genannten Personen zukommt oder die eine der einen oder die andere der anderen. Das aber kann nicht sein, daß nämlich die processio, das Hervorgehen oder Gehauchtwerden, dem Vater und dem Sohne zukommt oder einem von beiden. Denn in diesem Falle würde folgen, daß das „Ausgehen“ gemäß der Thätigkeit der Vernunft, also die Zeugung in Gott, nach welcher die Vaterschaft und Sohnschaft festgehalten wird, hervorginge von dem „Ausgehen der Liebe“, nach welchem „Hauchen“ und „Gehauchtwerden“, spiratio et processsio, sich vollzieht, wenn nämlich die „zeugende“ Person und die „gezeugte“ ausgingen von der „hauchenden“. Das ist aber bereits Kap. 27, Art. 3 und 4 zurückgewiesen worden. Daher kommt wohl dem Vater und dem Sohne das „Hauchen“ zu, die spiratio, insofern da kein Gegensatz verbunden ist weder mit der Vaterschaft noch mit der Sohnschaft; und folgerichtig gehört das „Gehauchtwerden“ oder das Hervorgehen, die processio, einer eigenen Person an, dem heiligen Geiste, der gemäß der Thätigkeit der Liebe „ausgeht“ (l.
c). Somit sind also nur drei Personen in Gott: Vater, Sohn und heiliger Geist.
c) I.Es bestehen wohl vier Relationen in Gott; eine aber, das „Hauchen“ steht in keinem Gegensatze zur Person des Vaters und des Sohnes, sondern kommt beiden zu. Deshalb wird die spiratio keine „Eigenheit“, proprietas, genannt, weil sie nicht einer Person zum Unterschiede von den anderen eigen ist; und sie ist auch nicht eine persönliche Relation, weil sie nicht den Grund für Aufstellung einer Person abgiebt. Diese drei Relationen aber: Vaterschaft, Sohnschaft, Hervorgehen oder Gehauchtwerden, werden „persönliche Eigenheiten“ genannt, gleichsam als den Grund für eine Person herstellend. Denn „Vaterschaft“ ist die Person des Vaters; „Sohnschaft“ die Person des Sohnes; „Hervorgehen oder Gehauchtwerden“ die Person des heiligen Geistes. II. Was nach Weise der Vernunft „ausgeht“, das Wort nämlich, das „geht aus“ auf Grund der Ähnlichkeit; wie jenes, was ausgeht nach Weise der Natur. Deshalb ist oben l. c. gesagt worden, daß das „Ausgehen“ des göttlichen Wortes die Zeugung selber ist nach Art der Natur. „Liebe“ aber „geht“, insoweit sie Liebe ist, nicht „aus“ als Ähnlichkeit dessen, von dem sie ausgeht, wenn auch in Gott die Liebe mit der Vernunft dem wirklichen Sein nach zusammenfällt. Somit wird das „Hervorgehen“ der Liebe nicht Zeugung genannt in Gott. III. Der Mensch hat mehr innerliche Thätigkeiten wie das Tier; weil seine Vollendung kraft der Zusammensetzung sich vollzieht. Schon in den Engeln, welche sich größerer Einfachheit und höherer Vollendung erfreuen wie der Mensch, sind wenigere innerliche Thätigkeiten; denn Einbilden, Fühlen, Hören etc. existiert in ihnen nicht. Gott aber ist dem Wesen nach nur eine Thätigkeit, sein eigenes Wesen. Wie trotzdem zwei Arten von „Ausgehen“ in seinem Wesen sind, ist Kap. 27, Art. 1 und 4 gesagt worden. IV. Dies hätte Geltung, wenn der heilige Geist eine der Zahl nach verschiedene Güte hätte, wie der Vater. Dann müßte der heilige Geist auch hervorbringen durch seine Güte, wie Ihn die Güte des Vaters hervorbrachte. Die Güte des Vaters und des heiligen Geistes ist aber ein und dieselbe. Nur in den Beziehungen der Personen ist ja ein Unterschied in Gott. Die eine Güte kommt also dem heiligen Geiste zu als mitgeteilte; dem Vater als dem Princip der Mitteilung. Der den Relationen eigene Gegensatz aber verbietet schon, daß zusammen mit der Relation des heiligen Geistes, dem Hervorgehen (processio) oder Gehauchtwerden, zugleich die Relation eines Princips bestehe für eine andere göttliche Person; denn Er geht eben selber hervor aus den zwei anderen göttlichen Personen. V. Die bestimmte Zahl, insoweit sie als einfache und von den Dingen losgelöste betrachtet wird, also nur gemäß der Auffassung der Vernunft, ist gemessen durch die Einheit. Der Zahl aber in den drei göttlichen Personen, soweit also die Zahl als in den Dingen befindlich genommen wird, kommt es nicht zu, gemessen zu werden; denn ganz ein und dieselbe ist die Größe der drei Personen. Ein und dasselbe wird aber nicht durch sich selbst, also durch ein und dasselbe, gemessen.
