Zweiter Artikel. Das „Wort“ ist der Eigenname des Sohnes.
a) Dagegen spricht: I. Das „Wort“ ist in Gott für sich bestehend; es ist Person. Der Ausdruck Wort aber bezeichnet kein Für-sich-bestehen; wie das bei uns klar ist. Also eignet der Ausdruck nicht der zweiten Person. II. Das Wort geht durch Aussprechen vom Sprechenden aus. Ist also der Sohn in Gott wirklich das Wort des Vaters; so geht er von diesem durch Aussprechen aus; was nach Augustin (de haeres. nr. 11) die Häresie des Valentinus ist. III.Der Eigenname entspricht einer Eigenheit. Also wären in Gott mehrere Eigenheiten oder proprietates, als die oben genannten; wenn „Wort“ im eigentlichen Sinne vom Sohne gilt. IV. Wer etwas versteht, empfängt dadurch daß er versteht, in sich ein Wort. Der Sohn aber ist verstehend. Also der Sohn hat auch ein Wort in Sich; und somit ist das Wort nicht ein unterscheidender Eigenname für den Sohn. V. Aus den Worten Hebr. 1, 3.: „Tragend alles mit dem Worte seiner Kraft“ entnimmt Basilius (5. contra. Eunom. c. 11.), daß der heilige Geist das Wort des Sohnes sei. Also ist dies nicht letzterem eigen. Auf der anderen Seite sagt Augustin (6. de Trin. c. 11.): „Wort wird der Sohn allein genannt.“
b) Ich antworte, daß der Ausdruck „Wort“ in Gott der Person des Sohnes eigen ist; also persönlich genommen wird. Denn dieser Ausdruck bezeichnet ein Hervorgehen innerhalb der einen und selben Vernunft. Jene Person aber, welche ausgeht in Gott gemäß der Thätigkeit der Vernunft, ist der Sohn; und ein derartiges „Ausgehen“ wird Zeugung genannt. (Kap. 27, Art. 2.) Also ist die Folge, daß der Sohn allein in Gott „Wort“ genannt wird.
c) I. In uns ist Verstehen und Verstandenes oder Erkennen und substantielles Sein nicht ein und dasselbe. Jenes also, was in uns die Natur des Erkennbaren aus sich heraus hat, ist nicht unsere Substanz. In Gott aber ist das substantielle Sein selber das thatsächliche Erkennen. Also sein Wort ist nicht etwas zu Ihm Hinzutretendes, eine wirkliche von Ihm verschiedene Eigenschaft oder eine Wirkung; sondern ist in der göttlichen Natur selber. Was aber in der Natur Gottes ist, das besteht für sich oder subsistiert. Also ist notwendigerweise das Wort in Gott etwas Subsistierendes. Deshalb sagt Damascenus (I. orth. fide 18.): „Das Wort Gottes ist etwas Substantielles und für sich bestehend im für sich bestehenden Sein Gottes; alle übrigen Worte (in uns) sind Kräfte der Seele.“ II. Nicht darin besteht die Häresie des Valentinus, daß er den Sohn als einen durch Aussprechen (natürlich in einer der göttlichen Vernunft angemessenen Weise) Erzeugten bezeichnete, wie die Arianer verleumdeten (Hilar. 6. de Trin.); sondern darin, daß er eine besondere Art des Aussprechens hinstellte, die falsch war, wie aus Augustin (1. c.) hervorgeht. III. Der Ausdruck „Wort“ drückt die nämliche Eigenheit aus wie der andere „Sohn“. Deshalb sagt Augustin (7. de Trin. 11.): „Dadurch ist Er Wort und wird so benannt, wodurch Er Sohn ist.“ Denn die Erzeugung oder ewige Geburt, welche die Eigenheit der zweiten Person ist, wird in verschiedenen Namen ausgedrückt, um verschiedenartig die eine Vollendung zu bezeichnen. Damit gezeigt werde, Er habe ein und dieselbe Natur mit dem Vater, heißt Er „Sohn“. Um seine Mitewigkeit auszudrücken, heißt Er „Glanz“. Zur Bezeichnung der Ähnlichkeit, heißt Er „Bild“. Und daß seine Zeugung durchaus stofflos und von allem Äußeren unabhängig ist, besagt der Ausdruck „Wort“. Ein Name genügt nicht, um dies alles darzustellen. IV. In derselben Weise kommt es dem Sohne zu, ein Erkennender zu sein, wie es Ihm zukommt, Gott zu sein; da Erkennen vom Wesen Gottes ausgesagt wird. (Kap. 14, Art. 2 und 4.) Der Sohn aber ist Gott als erzeugt, nicht Gott als zeugend. Sonach ist Er auch erkennend, nicht als hervorbringendes Princip eines „Wortes“, sondern als „ausgehendes Wort“; insoweit nämlich in Gott das „ausgehendes Wort“; insoweit nämlich in Gott das „ausgehende Wort“ dem Sein nach nicht verschieden ist von der göttlichen Vernunft; sondern nur durch die Relation sich unterscheidet vom Princip des „Wortes“. V. In der Stelle Hebr. 1, 3. ist „Wort“ im figürlichen Sinne gebraucht, für „Wirkung des Wortes“. Deshalb sagt die Glosse, daß hier „Wort“ für Befehl angewandt ist; inwiefern nämlich eine Wirkung der Kraft des Wortes es ist, daß die Dinge im Sein bewahrt bleiben. Der heilige Basilius nimmt hier das Wort für den heiligen Geist im uneigentlichen und figürlichen Sinne, insoweit als Wort jemandes bezeichnet werden kann alles, was zum Offenbarmachen desselben dient, und daß so in dieser Weise der heilige Geist das Wort des Sohnes genannt wird, weil Er den Sohn offenbart.
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