Fünfter Artikel. Wird der Dämon besiegt, so hört er für eine Zeit lang auf mit seinen Anfechtungen.
a) Das scheint nicht der Fall zu sein. Denn: I. Christus hat den Dämon in der wirksamsten Weise besiegt; und trotzdem hat er nicht aufgehört, gegen Ihn zu kämpfen, ja sogar die Juden angereizt, Ihn zu töten. II. Jenen strafen, der im Kampfe besiegt wird, heißt ihn antreiben,heftiger zu kämpfen. Das ist aber fern von der Barmherzigkeit Gottes. Also werden durch ihre Niederlage die Dämonen nicht vom Kampfe abgehalten. Auf der anderen Seite heißt es Matth. 4, 11.: „Da verließ Ihn der Teufel;“ nämlich den Herrn, der gesiegt hatte.
b) Ich antworte; einige meinen, der einmal überwundene Dämon könne fürderhin denselben Menschen nicht mehr anfechten, weder rücksichtlich derselben noch rücksichtlich einer anderen Sünde. Andere aber meinen, er könne wohl denselben Menschen wieder versuchen, jedoch rücksichtlich einer anderen Sünde. Und letzteres hat größere Wahrscheinlichkeit für sich; es muß jedoch Verstanden werden, daß er für eine Zeit lang von derselben Versuchung absteht, wenn er einmal besiegt worden. Deshalb heißt es Luk. 4., daß der Teufel Christum verließ eine Zeit lang. Der Grund davon ist ein doppelter. Der eine geht von der Barmherzigkeit Gottes aus, wie Chrysostomus sagt (hom. 5. in Matth.): „Der Teufel versucht nicht die Menschen, so lange er will, sondern nur so lange es Gott erlaubt; denn wenn Gott auch ein weniges versuchen läßt, bald macht Er ein Ende wegen der Ohnmacht unserer Natur.“ Der andere Grund geht von der Schlauheit des Teufels aus. Denn, sagt Ambrosius (sup. Lucam c. 4.): „Der Teufel hat Furcht, immer wieder von neuem anzufangen; weil er Furcht hat, häufiger überwunden zu werden.“ Daß jedoch der Teufel später zurückkehrt zum selben Menschen, geht hervor aus Matth. 12, 44.: „Ich werde zurückkehren in mein Haus, von dem ich ausgegangen bin.“
c) Damit sind die Einwürfe beantwortet.
