Zweiter Artikel. Der Name „Geschenk“ ist eigen der dritten Person.
a) Dagegen spricht: I. Geschenk wird etwas deshalb genannt, weil es gegeben wird. Es steht jedoch geschrieben (Jsai. 9, 6.): Der Sohn ist uns gegeben worden. Also kommt der Name „Geschenk“ ebensogut dem Sohne zu wie dem heillgen Geiste und ist nicht ein Eigenname dieses letzteren. II. Ein Eigenname bezeichnet eine Eigenheit. „Geschenk“ aber „sein“ will gar keine Eigenheit des heiligen Geistes besagen. III. Der. Heilige Geist kann genannt werden der Geist eines Menschen; aber Er kann nicht genannt werden das Geschenk eines Menschen. Also decken sich nicht diese beiden Namen: Geschenk und heiliger Geist. Aufder anderen Seite schreckt Augustin (4 de Trin. 20.): „Gleichwie für den Sohn das „Geboren sein“ bedeutet „vom Vater sein“; — so besagt der Ausdruck: „Der heilige Geist sei ein Geschenk Gottes, Er gehe aus vom Vater und vom Sohne.“ Der heilige Geist hat aber einen Eigennamen, der Ihm als Person allein zukommt, insoweit Er von Vater und Sohn ausgeht; also ist auch der Name „Geschenk“ ein Eigenname des heiligen Geistes.“
b) Ich antworte, daß der Name „Geschenk“, insoweit derselbe persönlich gebraucht wird, eigens und nur dem heiligen Geiste entspricht. Um das klar zu machen, muß darauf hingewiesen werden, daß nach Aristoteles (4. Top. cap. 4.) jedes Geschenk eine Gabe ist, welche ihrer Natur gemäß irgend welches Wiedererstatten ausschließt. Ein Geschenk wird nicht in der Absicht gegeben, etwas dafür zurückzuerhalten; sondern aus reinem, guten Willen. Der Grund aber für ein solches Geben ist allein die Liebe; denn deswegen geben wir Einem etwas ganz und gar umsonst, weil wir sein Wohl, weil wir ihm wohlwollen. Das Erste also, was wir ihm geben, ist die Liebe, kraft deren wir sein Wohl wollen. Daher hat die Liebe den Charakter des „Geschenkes“ in erster Linie. Sie ist die Wurzel aller Geschenke. Alle wahren Geschenke werden gegeben auf Grund der Liebe. Da nun der heilige Geist als Liebe „ausgeht“, so „geht“ Er zugleich „aus“ als „erstes Geschenk“. Deshalb sagt Augustin (l. c.): „Auf Grund des Geschenkes, das da der heilige Geist ist, werden viele andere Geschenke den Gliedern Christi zugeteilt.“
c) I. Der Sohn wird, weil Er nach Art des Wortes, was seiner Natur nach die Ähnlichkeit mit seinem Princip einschließt, vom Vater ausgeht, in eigentlichster Weise „Bild“ des Vaters genannt; mag auch der hellige Geist dem Vater auf Grund der einen göttlichen Natur ebenfalls ähnlich sein. Und in derselben Weise wird der heilige Geist, weil Er als Liebe vom Vater ausgehe im eigentlichsten Sinne „Geschenk“ genannt, mag auch vom Sohne manchmal ebenfalls gesagt werden, daß Er gegeben werde. Denn dies selber, daß der Sohn gegeben wird, kommt von der Liebe des Vaters, wie es Joh. 3, 16. heißt: „So hat Gott die Welt geliebt, daß Er seinen eingeborenen Sohn dahingab.“ II. Im Namen „Geschenk“ ist eingeschlossen die Beziehung zum Geber, also zum Ursprünge. Und so bezeichnet dieser Name die Eigenheit des heiligen Geistes. III. Das Geschenk gehört, ehe es gegeben wird, nur dem Geber; nachdem es aber gegeben worden, gehört es dem, welcher es empfangen hat. Weil also im Namen „Geschenk“ es nicht liegt, daß es thatsächlich gegeben wird, sondern nur, daß es dazu geeignet ist, so kann nicht der heilige Geist genannt werden ein Geschenk des Menschen; denn Er kommt nicht vom Menschen und gehört diesem nicht, ehe Er gegeben ist. Er kann nur genannt werden: Geschenk Gottes. Wenn aber der heilige Geist bereits gegeben ist, dann ist Er der Geist des Menschen oder das dem Menschen Gegebene.
