24. Von der Himmelfahrt usw.
Nach seiner Auferstehung unterredete sich der Herr noch vierzig Tage lang mit seinen Jüngern vom Reiche Gottes, dann wurde er aufgehoben von einer Wolke vor ihren Augen und fuhr gen Himmel, wo er nun thront in seiner Herrlichkeit zur Rechten des Vaters. Pilatus aber sandte seinen Bericht an den Kaiser Tiberius und meldete ihm von den Wundertaten Christi, seinen Leiden und seiner Auferstehung, und dieser Bericht ist uns noch heute erhalten. Tiberius trug die Sache dem Senate vor, der sie jedoch voll Unwillen zurückwies, deshalb, weil sie nicht an ihn zuerst gelangt war. Hieraus er- S. 27 wuchsen die ersten Keime des Hasses gegen die Christen. Pilatus aber blieb nicht ungestraft wegen seiner Bosheit und Freveltat, für seinen Mord nämlich, den er an unserm Herrn Jesus Christus verübte; er tötete sich mit eigener Hand. Und viele meinen, er sei ein Manichäer gewesen, da es im Evangelium heißt: »Es kamen aber etliche, die verkündigten ihm von den Galiläern, welcher Blut Pilatus samt ihrem Opfer vermischt hatte«1. So wurde auch König Herodes, als er gegen die Apostel des Herrn wütete, ob solcher Freveltaten von Gott geschlagen, denn er schwoll auf, und die Würmer brachen hervor aus seinem Leibe. Da ließ er sich ein Messer reichen, um einen Apfel zu schälen, und gab sich mit eigener Hand den tödlichen Streich2.
Luk. 13, I. Mit seinem Versuch, Pilatus in Zusammenhang mit den (erst zweihundert Jahre später auftretenden) Manichäern zu bringen, scheint Gregor in der Literatur einzig du«-zustehen. Vielleicht »ist die ganze Behauptung eine antimanichäische Bosheit der Katholiken (ob erst Erfindung Gregors ?): Luk. 13, 1, oielleicht in Verbindung mit der skeptischen Frage Joh. 18, 36 sollen die Verurteiler Jesu als Prototyp der Manichäer erweisen« (Mitteilung yon Prof. Dobschütz). Vertretern der Sekte der Priscillianisten, einer Ausläuferin des Manichäismus, sah sich auch Gregor noch gegenüber, wenn er sie auch nicht ausdrücklich nennt; vergl. A. Dutourcq, Istude sur les Gast-a martyrum romains 1V, 72 ff. ↩
Gregor verwirrt, was bei Eusebius vom Tode Herodes des Großen und dem Herodes Agrippa 1. erzählt wird. Vergl. Apostelgeschichte 12, 23. Die Antike kennt zahlreiche Erzählungen von der sogen. Läusesucht als Todesursache Das Christentum übernimmt sie und überträgt sie auf seine Gegner, so die Apostelgeschichte, der Eusebius folgt, auf Herodes Agrippa, Lactantius, De mortjbus per— secutorum c. 33 auf Maximinus, Sozomenos, dessen Bericht Cassiodor in seine Kirchengeschichte (VI, to) aufnimmt, auf Julian. Vergl. Leckm Sittengeschichte Europas von Augustus bis auf Karl den Großen (Deutsch von Jolowicz 1879) l, 356, Anm. J, 363 Anm. 4, und etwa L. Landors in der Zeitschrift für wissenschaftliche EZVVIVSTE XIV (1864") 27 ff. Zahlreiche Beispiele in der späteren mittelalterlichen Literatur. ↩
