Nr. 31
Mächtigster, höchster Urheber der unsichtbaren Dinge! Selbst unsichtbar und keinem Wesen je wahrnehmbar! würdig, ja in Wahrheit, wenn anders ein sterblicher Mund Dich würdig nennen darf, würdig bist Du, daß Jedes athmende und intelligente Wesen immerdar Dir Dank habe und sage Dir, den alle Lebenden vereint auf die Kniee hingesunken, mit ununterbrochenem Gebete anflehen sollten: denn Du bist der Urgrund, der Raum der Dinge und die Dauer des gesammten Gegründeten jeder Art, unendlich, unsterblich, immerwährend, alleinig; von keiner körperlichen Form dargestellt; durch keine Schranke begränzt; der Qualität und Quantität untheilhaft, ohne Sitz, ohne Bewegung und Leiden; unbezeichenbar und nicht durch sterbliche Worte auszudrücken, muß man schweigen, Dich zu erkennen, und damit die irrende Muthmaßung durch den Schatten dich erspüren könne, muß man selbst nicht leise davon sprechen. Vergieb, oberster Herr! den Verfolgern deiner Diener; und was deiner Güte eigen, verzeihe denen welche deines Namens und deiner Lehre Dienst fliehen. Nicht ist es auffallend, wenn du unbekannt bist; verwunderungswürdiger ist, hat man Erkenntniß von Dir; außer Einer waget etwa, und dieß übrigt dem rasenden Unsinn, zu streiten, zu zweifeln, ob dieser Gott sey oder nicht; ob erforschter Wahrheit, ob der Vermuthung eines nichtigen Gerüchtes zu glauben sey? denn wir hören daß Viele, die sich dem Studium der Philosophie hingegeben, theils verleugnen, irgend eine göttliche Kraft existire, theils, ob eine sey, täglich fragen; daß Andere das Weltall durch Zufall und ungefähres Zusammentreffen entstehen und durch die S. 37 Verschiedenheit der Umwälzung sich bilden lassen. Mit diesen soll jetzt über solche Hartnäckigkeit durchaus kein Streit geführt werden: denn die so gesund den Verstand haben, sagen: thörichten Dingen widersprechen, sey das Zeichen größerer Thorheit nur.
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