Nr. 3
Da diese Dinge also bestehen und keine Neuerung hereingebrochen ist, welche den andauernden Bestand derselben durch Trennung der Fortdauer geändert hat, was sagt man denn, es sey der Erde ein Verderben zugefügt S. 27 worden, nachdem die christliche Lehre in die Welt hereingekommen der verborgenen Wahrheit Geheimniß offenbarte? Die Pestseuchen aber, sagen sie, die Dürre, die Kriege, die Heuschrecken, die Mäuse, der Hagelschlag und die andern schädlichen Zustände, welche den menschlichen Lebensverkehr bestürmen, verhängen die durch eure Frevel und Beleidigungen erbitterten Götter über uns. Wäre es nun nicht Thorheit, bei ganz augenscheinlichen, keiner Verteidigung bedürftigen Dingen länger zu verweilen, so könnte ich in Wahrheit der verflossenen Jahrhunderte eingedenk darthun, wie diese von euch erwähnten Uebel nicht unbekannt, nicht jählings waren; noch auch, daß diese Verderbnisse, nachdem unser Volk dieses Namens Glückseligkeit zu empfangen gewürdigt worden, hereinzubrechen und durch der Unterschiede Umstellung die menschlichen Zustände zu belästigen angefangen haben: denn sind wir daran Schuld, wurden zur Strafe unsres Verbrechens diese Pestseuchen ersonnen, woher wußte das Alterthum die Namen der Mißgeschicke? woher gab es dem Kriege die Benennung? wie konnte es die Pest, den Hagelschlag bezeichnen? oder unter seine Worte, in welchen die Sprache sich darthat, aufnehmen? Sind nämlich diese Uebel neu und haben sie Veranlassung von frischen Widerwärtigkeiten, wie konnte geschehen, daß es Worte für Dinge bildete, deren Erkenntniß ihm mangelte und die es in keiner Zeit der Vorfahren entstanden wußte? Man sagt, Mangel der Furcht und Angst vor Hungersnoth bedrängten uns dichter. Die alten und ältesten Jahrhunderte waren wohl ehedem solcher Noth ledig? Bezeugen und rufen nicht die Namen selbst, mit welchen man diese Uebel bezeichnete, nie sey ein Sterblicher ihrer befreit dahingegangen? Ist die Sache schwer zu glauben, so könnten wir durch der Schriftsteller Zeugnisse darthun, welche und wie bedeutende Völker so vielmal schauderhafte Hungersnoth erduldet haben und durch häufige Dürre zu Grunde gerichtet wurden. Ungemeine Hagelschläge ereigneten sich und trafen allenthalben: denn finden wir nicht in alten Schriften aufgezeichnet und zusammengetragen, wie daß auch Steinregen oft ganze Landschaften zerstörten? Regenmangel macht die Saat abstehen und kündet Unfruchtbarkeit des Bodens an. Das Alterthum war wohl solcher Uebel ledig? da wir doch erfahren haben, daß selbst große Ströme zu Staub ausgetrocknet sind. Pestseuchen verbrennen das Menschengeschlecht. Durchlauft die in verschiedenartigen Sprachen verfaßten Annalen und ihr werdet vernehmen, oftmals seyen sämtliche Länder verwüstet ihrer Bewohner beraubt worden. Heuschrecken, Mäuse vernichten und fressen jede Art Frucht. Durchgeht euere Geschichten, und ihr werdet euch unterrichten, wie oft die Vorzeit von diesen Uebeln heimgesucht dem Jammer der Nothdurft zu Theil wurde. Die durch die heftigsten Bewegungen der Erde erschütterten Städte schwanken bis zur Gefahr. Wie nun, haben die früheren Zeiten keine durch die größten Spaltungen des Erdbodens sammt den Einwohnern versunkene Städte geschaut? oder waren sie etwa vor solcherlei Unfällen glücklicher Weise gesichert?
