Nr. 28
Was sagt ihr Priester? Was ihr Ausleger des göttlichen Rechtes? Haben die, welche die Grundules Laren, die Aios Locutios, die Limentiner verehren einen besseren Grund als wir Alle, die wir Gott, dem Vater aller Dinge dienen und von Ihm Schutz in nothdürftigen und siechenden Zuständen erbitten? Auch die, welche die Faunen, die Fatuas, die Genien der Städte, die Pausos und Bellonen ehren, scheinen euch klug, weise, sehr verständig und untadelhaft; wir dagegen werden als stumpfsinnig, thöricht, albern, schwach und unverständig ausgesagt, die wir uns Gott hingegeben, nach dessen Wink und Willle Alles was ist besteht und in dessen S. 36 Vorsatzes Dauer Alles befestigt ist. Aeußert ihr nicht dieselbe Meinung? setzt ihr nicht dasselbe Gebot fest? macht ihr es nicht öffentlich bekannt, damit wer immer euere Sklaven verehrt habe, mit den größten Ehren überhäuft werde? damit der höchsten Strafe unterliege, wer immer euch, die Herren selbst angerufen habe? In großen Städten und bei mächtigen Völkern wird ehemaligen Lohn-Huren offen geopfert und bei den Göttern zeigt sich keine Aufwallung des Zornes. Katzen, Käfern und erhabenen Stieren hat man Tempel mit Giebeln errichtet; die verspotteten göttlichen Mächte schweigen und keine Mißgunst ergreift sie beim Anblick ihnen gleichgestellter heiliger Thiere. Uns allein sind die Götter feindlich gesinnt, uns die heftigsten Widersacher, weil wir nämlich ihren Vater verehren, durch den sie, sind sie, angefangen haben zu seyn und der Göttlichkeit wie der Majestät Wesenheit zu bekommen; von dem sie fühlen, der Gottheit selbst so zu sagen, theilhaft geworden zu seyn, und durch den sie sich in der Zahl der Dinge erkennen; nach dessen freiem Willen sie zu Grunde gehen und aufgelöst werden können oder auch nicht? denn wiefern wir Alle übereinstimmen, es sey nur ein Urwesen allein, dem kein andres Ding an Alter vorgeht, so muß Alles insgesammt nach ihm geschaffen und hervorgebracht worden, in seiner Art Natur sich entwickelt haben. Ist das aber bestimmt und zuverlässig, so müßt Ihr folgerecht bekennen, auch die Götter seyen entstanden und leiten ihrer Entstehung Anfang aus dem Urquell aller Wege her. Sind sie entstanden und hervorgebracht, so sind sie dem Untergang und seiner Gefahr allerdings benachbart. Doch freilich, man hält sie für unsterblich, fortdauernd und keines Endes jemals theilhaft. Auch dieß ist dann eine Gabe, ein Geschenk Gott des Vaters, daß sie unendliche Jahrhunderte dieselben verbleiben konnten, obschon der Natur nach vergänglich und auflösbar.
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