Nr. 34
Fruchtlos, sagt man, greift und fallt ihr uns mit der falschen, trüglichen Behauptung an, als leugneten wir, es sey ein älterer, größerer Gott: während wir einen Jupiter rühmen, ihn für den besten und größten halten; während wir ihm die majestätischsten Tempel und gewaltige Kapitole errichtet haben. Ihr wagt Unähnliches zu verbinden und durch herbeigeführte Vermischung in eine Form zu zwingen: denn der allmächtige Gott wird von allen Verständigen einstimmig und mit allgemeiner Zustimmung der Menschheit weder als erzeugt, noch als einstmals zum neuen Lichte hervorgebracht, noch als zu irgend einer Zeit oder in irgend einem Geschlecht begonnen gewußt. Er selbst ist ja die Quelle aller Dinge, der Urheber aller Geschlechter und Zeiten: denn nicht durch sich selbst sind sie, sondern nach seiner Dauer gehen sie in andauerndem und unendlichem Zusammenhang immerdar hervor. Allein Jupiter hat, wie ihr erzählt, Vater und Mutter nicht nur, sondern auch einen Großvater und eine Großmutter sammt Brüdern. Nun erst neulich in seiner Mutter Schooß erzeugt, ist er, ausgetragen nach zehn Monaten, in das ihm unbekannte Licht zum Leben eingedrungen. Wenn das sich also verhält, wie kann Jupiter Gott seyn? da diesem Dauer zukommt, und jener nach euerm Dafürhalten nicht allein Tage der Zeugung und S. 39 Geburt gehabt, sondern auch, durch den neuen Zustand geschreckt, jämmerliches Wimmern erhob.
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