Nr. 58
Die Schriften sind aber von ungebildeten und unwissenden Menschen aufgezeichnet, und um deßwillen muß man sie nicht auf's Gerede hin leichtfertig glauben. Siehe zu, ob dieß nicht vielmehr eine dringlichere Ursache sey, warum keine Lügen dieselben beflecken, weil einfältigen Gemüthes, das unbewußt ist durch Lockungen zu vergrößern, überliefert. Die Sprache ist gemein und ungeschmückt: denn niemals trachtet die Wahrheit nach erkünsteltem Schmuck, noch auch läßt sich das Erforschte und Gewisse durch weitläuftige Umschweife aufheben. Schlüsse, Argumente, Erklärungen, sammt all jenen Zurüstungen, mittelst welcher der Glaube sich die Behauptung erwirbt, helfen wohl denen die muthmaßen, thun aber der Wahrheit Grundzüge nicht dar. Ueberhaupt, wer weiß was das Gesagte sey, der bestimmt, folgert nicht, noch jagt er andern Wortkünsten nach, wodurch man gewöhnlich die Hörer zu fesseln und die Zustimmung durch nöthigenden Trug herbeizuführen pflegt.
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