Dritter Artikel. Es besteht nur eine Welt.
a) Dagegen spricht: I. Aus demselben Grunde konnte Gott viele Welten machen, aus dem Er die eine gemacht hat; da seine Macht und seine Güte nicht beschränkt ist. Also hat Gott auch viele gemacht; da, wie Augustin sagt (lib. 83. (Qu. 46.), es unzukömmlich ist, daß Gott ohne Grund handle. II. Die Natur macht, was sie thut, so gut als möglich; also weit mehr thut dies Gott. Besser aber wäre es, daß mehrere Welten beständen, denn vieles Gute ist besser als wenigeres. Also sind mehrere Welten. III. Was gemäß seinem Gattungssein im Stoffe ist, das kann vervielfacht werden und bleibt doch ein und derselben Gattung; denn das Vielfältige kommt dann im einzelnen vom Stoffe. Die Welt aber hat ihr Sein im Stoffe. Denn gerade so, wie wenn ich sage „Mensch“ ich damit die allgemeine Wesensform ausspreche; und wie wenn ich sage „dieser Mensch“ ich damit diese Wesensform als im Stoffe befindlich ausspreche; so bezeichne ich mit dem Ausdrucke „Welt“ die allgemeine Wesensform und mit dem Ausdrucke „diese Welt“ diese bestimmte einzelne Form als im Stoffe befindlich. Wie es also mehrere „diese Menschen“ giebt wegen des Stoffes, so giebt es aus demselben Grunde mehrere „diese Welten“. Auf der anderen Seite sagt Joh. 1, 10.: „Die Welt ist durch Ihn gemacht;“ spricht also nur von einer.
b) Ich antworte, daß die Ordnung selber in den von Gott geschaffenen Dingen die Einheit der Welt ausdrückt. Denn unsere Welt hier wird eine genannt wegen der Einheit der Ordnung, insofern die einen unter den Dingen auf die anderen Beziehung haben und alle miteinander in Wechselwirkung stehen. Was aber immer von Gott ist, das besitzt Ordnung in sich und ist hingeordnet zu Gott; wie dies aus Kapitel 11, Artikel 3 und Kapitel 21, Artikel 1 ad 3 hervorgeht. Also gehört alles zu einer Welt. Und deshalb konnte mehrere Welten annehmen derjenige, wer als Ursache der Welt nicht eine ordnende Weisheit anerkannte; sondern der da wie Demokrit den Zufall als Grund dafür hinstellte, daß die Atome sich zusammenfügten und so eine oder endlos viele Welten entstanden.
c) I. Aus diesem Grunde ist eben die Welt eine einige; weil alle Dinge zu einander in Beziehung stehen und zu Gott. Und deshalb schließt Aristoteles (12 Netapb.) aus der Einheit der Ordnung, die in den Dingen existiert auf die Einheit Gottes, der alles leitet; und Plato beweist im Timäus aus der Einheit der Exemplaridee die Einheit der Welt nach als des danach Gewordenen. II. Keine wirkende Ursache beabsichtigt als Endzweck eine Mehrheit, die vom Stoffe kommt, wie dies die vom Einwurf berührte ist; denn eine solche Mehrheit hat keinerlei gewisse Grenze, sondern kann von sich aus immer größer sein. Das Grenzen- und Endlose aber widerstreitet der Natur des Endzweckes. Da nun gesagt wird, mehrere Welten seien besser als eine, so geht diese Mehrheit auf die vom Stoffe herrührende. Eine solche Mehrheit kann Gott nicht zum Zwecke seines Wirkens haben. Denn aus dem selben Grunde könnte immer weiter gesagt werden; besser seien drei Welten, wenn Gott deren zwei gemacht hätte; und besser seien vier, wenn Er drei gemacht hätte. Es wäre da an kein Ende mehr zu kommen und somit an keinen Endzweck. III. Die Welt besteht aus ihrem gesamten Stoffe. Denn es ist nicht möglich, daß eine andere Erde es gebe, wie unsere da; weil jede Erde, wo sie auch immer sei, kraft ihrer Natur, zu diesem Platze getragen würde, wo unsere Erde ist. Und dasselbe gilt ähnlich von den anderen Weltkörpern.
