Dritter Artikel. Die Dämonen haben Schmerz.
a) Das scheint nicht so. Denn: I. Freude und Schmerz sind einander entgegengesetzt. In den Dämonen aber besteht Freude; denn Augustin (de Gen. contra Manich. lib. 2. cap. 17.) sagt: „Der Teufel hat Gewalt über jene, welche Gottes Gebote verachten und an einer solchen Gewalt hat er seine Freude.“ Also ist in ihnen kein Schmerz. II. Der Schmerz ist die Ursache der Furcht. Denn das fürchten wir, was uns Schmerz macht. Die Dämonen aber haben keine Furcht; denn bei Job 41, 24. heißt es: „Er ist gemacht, daß er keinen fürchte.“ III. Schmerz haben über das Übel ist gut. Die Dämonen aber haben nichts Gutes in ihrem Willen. Also können sie keinen Schmerz haben über das Übel der Schuld und somit haben sie wenigstens nicht den Wurm des. Gewissens. Auf der anderen Seite ist die Sünde des Teufels größer wie die des Menschen. Der Mensch aber wird für die Sünde durch den Schmerz bestraft: „So viel er in Ergötzlichkeiten war und sich groß gemacht hat, soviel gebet ihm Qual,“ heißt es Apok. 18, 7.
b) Ich antworte, daß Furcht, Schmerz, Freude u. dgl., insoweit sie Leidenschaften der Sinne sind, in den Dämonen nicht sein können; denn sie sind dann ein Begehren des sinnlichen Teiles. Soweit sie aber einfache Willensakte bezeichnen, können sie in den Dämonen sich vorfinden. Und zwar muß der Schmerz notwendig in ihnen sein. Denn als einfacher Willensakt ist er eben nichts Anderes als das Widerstreben des Willens gegen das, was ist oder nicht ist. Offenbar aber wollen die Dämonen, daß vieles sei, wie es nicht ist; und daß vieles nicht sei, wie es ist. Sie wollten nämlich in ihrem Neide, daß jene verdammt würden, welche gerettet werden. Und zumal noch gehört es zur Natur der Strafe, daß sie dem Willen widerstrebt. Also muß in ihnen Schmerz sein. Denn sie begehren kraft ihrer Natur die Seligkeit, deren sie ermangeln; und in vielem Anderen ist ihr Willen gehindert.
c) I. Freude und Schmerz über ein und dasselbe sind sich entgegengesetzt; aber nicht über Verschiedenes. Denn es kann jemand über das eine trauern und zugleich über etwas anderes sich freuen. Selbst in derselben Sache zudem kann, wenn der einfache Willensakt in Betracht kommt, eine besondere Beziehung bestehen, welche Schmerz, und zugleich eine andere, die Trauer verursacht. II. In den Teufeln ist Schmerz über das, was sie haben und Furcht vor dem, was sie nicht haben. Die Worte Jobs aber sind von der Furcht Gottes zu verstehen, der die Sünde verbietet. Denn Jak. 2. heißt es: „Sie glauben und zittern.“ III. Schmerz haben über die Schuld an sich ist gut, soweit es auf den Willen ankommt; Schmerz haben aber über die Schuld wegen der daraus gefolgten Strafe ist gut, nur soweit es auf die innere Natur ankommt. So sagt Augustin (19. de Civ. Dei 13.): „Der Schmerz über ein verlorenes Gut ist ein Zeuge für die Güte der Natur.“ Da nun der Wille des Teufels verkehrt ist, so hat er keinen Schmerz über die Schuld an sich. Sein Schmerz aber bezeugt, wie groß das Gut der Vollendung seiner Natur ist, dessen Genuß er verloren hat.
