Dritter Artikel. Der Feuerhimmel oder die Centralsonne ist geschaffen zugleich mit dem formlosen Stoffe.
a) Dagegen walten folgende Gründe ob: I. Ist der Feuerhimmel etwas, so muß er ein sinnlich wahrnehmbarer Körper sein. Jeder von solchen Körpern aber ist beweglich; was vom Feuerhimmel geleugnet, und auch sonst nicht wahrgenommen wird. II. „Die niedrigeren Körper werden gemäß einer gewissen Stufenreihe von den höheren geleitet,“ sagt Augustin. (3. de Trin. 4.) Es erscheint aber nicht, daß ein solcher Körper, wie der hier erwähnte, irgend welchen Einfluß hätte, zumal er unbeweglich sein soll und jeder Körper nur dadurch bewegt, daß er selbst in Bewegung ist. III. Der Feuerhimmel soll nur ein Ort der Betrachtung sein und auf keine Wirkungen im Bereiche der Natur berechnet. Das weist aber Augustin mit den Worten zurück (4. de Trin. 20.): „Insofern wir mit dem Geiste etwas Ewiges erfassen, sind wir nicht in dieser Welt.“ Also hebt die Betrachtung der Beschauung den Geist empor über die Körperwelt. IV. Unter den Himmelskörpern sind solche, welche zum Teil selbstleuchtend sind, zum Teil nur durchscheinend; sie bilden den Sternenhimmel. Ferner spricht man von einem anderen „Himmel“, der ganz durchscheinend ist, wie Wasser oder Krystall und der demgemäß genannt wird. Beständealso noch darüber hinaus ein „Himmel“, so müßte derselbe durch und durch leuchtend sein. Aber das ist nicht möglich. Denn dann wäre die Luft beständig durchleuchtet und es würde niemals da Nacht sein. Auf der anderen Seite schreibt Strabo: „Wenn gesagt wird: Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde, so wird unter dem Himmel nicht das sichtbare Firmament verstanden, sondern der Feuerhimmel.“
b) Ich antworte, Strabo und Beda haben den Feuerhimmel angenommen; und etwa noch Basilius. Diese drei kommen darin überein, daß dieser Ort für die Seligen bestimmt sei: „Kaum gemacht füllten ihn die Engel an,“ sagt Beda. Und Basilius (2. hom. in Hexaëm.): „Wie die Verdammten in die äußersten Finsternisse werden geworfen werden, so wird die Belohnung für die guten Werke in jenem Lichte vollzogen, welches außerhalb der Welt besteht; und da werden die Seligen ihre Ruhestatt erlangen.“ Verschieden aber sind die Gründe, welche sie zu dieser Annahme führten. Beda und Strabo sagen, ein solcher Himmel müsse angenommen werden, weil das Firmament erst am zweiten Tage gemacht worden. Basilius aber meint, Gott könne sein Werk nicht mit den Finsternissen begonnen haben; deshalb hätten die Manichäer den Gott des Alten Testamentes den Gott der Finsternisse genannt. Diese Gründe aber sind durchaus nicht zwingend. Was das Firmament betrifft, so löst diese Schwierigkeit Augustin anders wie die übrigen. Und wegen der Finsternisse sagt Augustin, nicht der Zeit nach sei die Formlosigkeit des Stoffes vorhergegangen, sondern der Natur nach; wie das Vermögen seiner Thätigkeit vorausgeht. Die anderen aber sagen, der Herr hätte das Nichts vom Unvollkommenen an zur Vollendung geführt. Ein passenderer Grund wird nur von der Beschaffenheit der Herrlichkeit selber hergenommen. Denn diese ist geistig und körperlich; und wird bei der zukünftigen Belohnung bestehen nicht nur in der Verherrlichung der menschlichen Leiber, sondern auch in der Erneuerung der ganzen Welt. Nun hat aber die geistige Herrlichkeit vom Beginne der Welt selber an ihren Anfang gehabt in der Beseligung der Engel, denen wir gleich sein sollen nach der Verheißung. Also war es zukömmlich, daß vom Beginne an auch die körperliche Herrlichkeit ihren Anfang nehme in einem Körper, der von Anfang an ohne Veränderlichkeit und Bewegung durchaus leuchtend sei; wie das nach der Auferstehung die ganze körperliche Natur erwartet. Feuerhimmel heißt dieser Körper deshalb; nicht von der Glut, sondern vom Glanze. Es muß jedoch bemerkt werden, daß nach Augustinus (10. de Civ. Dei 9.) Porphyrius die Engel von den Dämonen unterschied und diesen letzteren die uns umgebende Luft als Ort zuwies, jenen aber den Äther oder das „Empyrische“, das hell wie Feuer Glänzende. Er verstand unter diesem Ausdrucke als Platoniker aber den Sternenhimmel; und er nannte ihn Feuerhimmel oder Äther, insofern der Name Äther vom Entstammen genommen ist und nicht von der Schnelligkeit der Bewegung, (I. de coelo.) Wir bemerken dies, damit man nicht glaube. Augustin habe diesen Feuer-Himmel angenommen, wie ihn jetzt die Modernen annehmen.
c) I. In der letzten Verherrlichung wird die Bewegung der Körper aufhören; und diese Verherrlichung soll eben beginnen mit dem Feuerhimmel. II. Wahrscheinlich ist, daß derselbe keine Beziehung habe zu den niedrigeren Körpern; da er die dauernde Herrlichkeit darstellt, diese niedrigeren Körper aber im dahinlaufenden Wechsel der Dinge eingeschlossen sind. Wahrscheinlicher jedoch wird gesagt, daß, wie die höchsten Engel Einfluß haben auf die Engel der Mittelstufe und der untersten Stufe, mögen sie, diese höchsten Engel, auch selber nicht zu uns gesandt werden; so dieser Feuerhimmel Einfluß habe auf die beweglichen Himmelskörper, wenn er selber auch nicht in Bewegung ist. Und deshalb kann wohl gesagt werden, er übe auf den erstbeweglichen Himmelskörper einen Einfluß aus; nicht zwar so, daß er damit etwas Vorübergehendes mitteile, sondern etwas Dauerndes; z.B. die Kraft, zusammenzuhalten und zu verursachen oder derartiges einen gewissen Vorrang Begründendes. III. Ein körperlicher Ort wird der geistigen Beschauung zugeteilt; nichtals ob er dazu notwendig wäre, sondern weil es zukömmlich ist, daß die äußere Helle der inneren entspreche. Deshalb sagt Basilius (4. in hexaëm.):„Der Diener des heiligen Geistes kann nicht in der Finsternis wohnen, sondern im Lichte.“ IV. Der Feuerhimmel hat kein verdichtetes Licht wie der Sonnenkörper, daß er Licht ausstrahle; sondern ein durchaus feines Licht. Oder er hat die Helle der Herrlichkeit; die mit der natürlichen Helle nicht zu vergleichen ist.
