Dritter Artikel. Passenderweise ist das Weib aus einer Rippe des Mannes geworden.
a) Dem scheint nicht so. Denn: I. Die Rippe ist bei weitem weniger umfangreich wie der weibliche Körper. Aus einem kleineren Körper aber kann kein größerer werden außer 1. wenn etwas hinzugefügt wird; und dann wäre mit mehr Recht das Weib aus diesem hinzugefügten Umfangreicheren geworden wie aus dem weniger Bedeutenden; — oder 2. wenn der kleinere Körper weniger dicht gemacht wird, so daß der nämliche Stoff bleibt, aber ein größerer Umfang entsteht. Deshalb sagt Augustin (10. sup. Gen. ad litt. cap. ult.): „Es kann nicht ein und derselbe Körper größer werden außer dadurch, daß er weniger dicht wird.“ Der weibliche Körper aber wird durchaus nicht als weniger dicht befunden; und zum mindesten nicht in dem Grade weniger dicht, wie das Verhältnis einer Rippe zum weiblichen Körper anzeigt. II. Die Rippe wäre für den Leib Adams überflüssig gewesen. In der ersten Einrichtung der Natur durfte sich aber nichts Überflüssiges finden. III. Nur mit Schmerz hätte von Adam die Rippe entfernt werden können. Es bestand aber vor der Sünde kein Schmerz.
b) Ich antworte; es war passend, daß das Weib aus der Rippe des Mannes geformt würde. Die Gründe sind folgende: 1. Dies war ein äußeres Zeichen dafür, wie Mann und Weib in besonderer Weise verbunden sein sollen. Denn das Weib soll nicht den Mann beherrschen; deshalb ist sie nicht aus einem Teile des Kopfes geformt worden. Sie soll aber auch nicht vom Manne wie eine Sklavin gehalten werden; deshalb ist sie nicht aus einem Teile der Füße geformt worden. 2. Das Sakrament sollte versinnbildet werden; denn aus der Seitenwunde Christi am Kreuze flossen die Sakramente, d. h. Wasser und Blut, woraus die Kirche geformt worden.
c) I. Einige meinen, durch Vervielfältigung des Stoffes sei die einfache Rippe zum weiblichen Körper geworden, ohne daß sonst ein weiterer Stoff hinzugefügt worden wäre; wie etwa nach diesen selben der Herr die fünf Brote vervielfältigt hat. Das ist jedoch völlig unmöglich. Denn diese Vervielfältigung vollzieht sich entweder gemäß einer Veränderung der Substanz des Stoffes selber oder gemäß einer Veränderung von dessen Umfange. Das erste kann nicht gesagt werden: 1. weil der Stoff, der ja an sich in seiner Natur betrachtet als reines und bloßes Vermögen für das Sein ganz und gar unveränderlich ist, also nur die Natur eines tragenden Subjekts hat; — 2. weil jede bestimmte Größe und Menge ganz und gar außerhalb der Wesenheit und der Natur des Stoffes sich findet. Und somit kann, während ein und derselbe Stoff immer der gleiche und nämliche bleibt, eine Vervielfältigung nicht aufgefaßt werden, ohne daß entweder etwas hinzugefügt wird oder daß, wie der zweite oben erwähnte Fall besagt, der Umfang allein ein größerer wird. Letzteres aber ist ganz dasselbe wie dünner werden. Sagen also, ein und derselbe Stoff könne vervielfältigt werden, ohne daß er minder dicht wird, heißt ebensoviel als Ja und Nein zu gleicher Zeit vom selben aussagen; nämlich eine Begriffsbestimmung setzen, während das begrifflich Bestimmte nicht existiert. Da also in den genannten Vervielfältigungen ein Dünnerwerden des betreffenden Stoffes nicht bemerkbar ist, so wird zum vorhandenen Stoffe etwas hinzugefügt und zwar entweder durch Schaffung oder (was wahrscheinlicher ist) durch Verwandlung anderen Stoffes. So sagt Augustin (24. sup. Joan.), daß auf dieselbe Weise Christus mit fünf Broten fünftausend Menschen gesättigt hat, wie aus wenigen Samenkörnern eine reichliche Ernte entsteht. Letzteres aber geschieht durch die Verwandlung anderen Stoffes in den betreffenden vermittelst der Nahrung. So also wird gesagt, aus fünf Broten sei die Nahrung für fünftausend Menschen entstanden, oder aus der Rippe der Leib des Weibes, weil zum bestehenden Stoffe der fünf Brote und der Rippe anderer Stoff hinzugefügt ward. II. Jene Rippe gehörte allerdings zur Vollendung Adams; aber nichts insoweit er ein Einzelwesen, sondern insoweit er der Anfang und das Princip der Menschengattung war; wie etwa zur Vollendung des Zeugenden der Same gehört, welcher vermittelst natürlicher Thätigkeit ohne Schmerz, son dern mit Lust aufgelöst wird. Damit ist auch auf III. geantwortet.
