Erster Artikel. Das Weib mußte mit unter den ersten werken der Schöpfung hervorgebracht werden.
a) Es scheint, die Hervorbringung des Weibes hätte nicht erwähnt werden sollen unter den ersten Werken der Schöpfung. Denn: I. Aristoteles (2. de gen. animal. c. 3.) nennt das Weib ein Menschengebilde, welches unvollkommener ist als der Mann. Das an sich Unvollkommene und Mangelhafte aber durfte nicht erwähnt werden in der Beschreibung der ersten Einrichtung der Dinge. II. Die Unterwerfung und Verminderung kommt aus der Sünde. Denn zur Frau ward gesagt: „Du wirst unter der Gewalt des Mannes sein,“ und Gregor der Große schreibt (de cura pastor. par. 2. c. 6.): „Worin wir nicht gesündigt haben, darin sind wir alle gleich.“ Das Weib aber ist der Natur nach schwächer, sowohl der Würde als der Kraft nach, wie der Mann. III. Die Gelegenheiten zur Sünde müssen vermieden werden. Gott aber wußte es, daß das Weib später für den Mann eine Gelegenheit zur Sünde werden würde. Also durfte Er sie nicht hervorbringen. Auf der anderen Seite steht die Autorität der Schrift. (Gen. 2, 18.)
b) Ich antworte, es war notwendig, daß das Weib wurde zum „Beistande des Mannes“. Und zwar nicht zum Beistande für irgend ein anderes Werk, wo dem Manne in jedem Fall ein anderer Mann besser beigestanden hätte; sondern für das Werk des Erzeugens. Das wird am besten gesehen, wenn wir die verschiedenen Stufen des Erzeugens betrachten. Manche lebende Wesen nämlich besitzen nicht in sich selbst die thätig wirksame Kraft, um zu erzeugen; wie jene Pflanzen und unvollkommenen Tiere, welche ohne eigentlichen entsprechenden Samen aus dem dazu passenden Stoffe vermittelst der einwirkenden Kraft der Himmelskörper gezeugt werden. Andere lebende Wesen aber haben in sich die thätig wirksame Kraft zu erzeugen zugleich und verbunden mit der empfangenden; wie das bei den Pflanzen der Fall ist, die aus einem Samen erzeugt werden. Denn in den Pflanzen besteht kein edleres und höheres Werk wie die Erzeugung; passenderweise also ist zu aller Zeit in ihnen die wirksame Kraft des Zeugens verbunden mit der empfangenden und leidenden. In den vollkommenen Tieren aber kommt die thätig wirksame Kraft der Zeugung dem männlichen Geschlechte zu, die empfangende dem weiblichen. Und weil diese Tiere, je nach ihrer Weise, noch eine höhere Thätigkeit haben wie das Zeugen; weil zudem zu dieser höheren Thätigkeit ihr Leben in erster Linie hingeordnet ist; — deshalb ist da nicht immer das weibliche Geschlecht verbunden mit dem männlichen, sondern nur zur Zeit des Zusammenlebens, so daß also zu dieser Zeit in ähnlicher Weise etwas Eines wird aus dem männlichen und weiblichen Tiere, wie in der Pflanze zu aller Zeit die thätige Kraft des Zeugens mit der leidenden oder empfangenden verbunden ist, wenn auch in der einen Art Pflanze manchmal die eine überwiegt und in anderen die andere. Der Mensch aber hat noch eine weit höhere Thätigkeit wie die Tiere, nämlich das vernünftige Erkennen. Und deshalb mußte beim Menschen noch eine größere Trennung sein von Mann und Weib, so daß getrennt von dem Manne das Weib hervorgebracht würde und zwar trotzdem sie fleischlich verbunden würden für das Werk des Zeugens. Daher folgen auch gleich nach der Beschreibung wie das Weib getrennt vom Manne hervorgebracht wurde, die Worte: „Und es werden zwei sein in einem Fleische.“
c) I. Nur mit Rücksicht auf die einzelne besondere Menschnatur ist das Weib etwas Mangelhaftes und Schwächeres. Denn die thätig wirksame Kraft im Manne will ihrer besonderen Natur nach etwas sich Ähnliches hervorbringen; nämlich etwas Männliches. Daß also etwas Weibliches gezeugt wird, geschieht entweder deshalb, weil die thätige Kraft zu schwach ist oder die Verhältnisse des entsprechenden empfangenden Stoffes keine angemessenen sind oder weil ein Einfluß von außen die Zeugung des Weiblichen veranlaßt, wie z. B. nach Aristoteles (4. de gener. 2.) jener der Südwinde, welche Feuchtigkeit mit sich führen. Mit Rücksicht auf die Natur im allgemeinen jedoch ist die Frau nichts Mangelhaftes im Vergleich zum Manne; sondern ist unmittelbar beabsichtigt in ihrer Hervorbringung, nämlich damit die betreffenden Wesen durch Zeugung sich fortpflanzen. Was aber die Natur im allgemeinen will und beabsichtigt, das ist von Gott hineingelegt, der die erste Ursache aller Natur ist. Und demgemäß hat Er bei der Einrichtung der Natur das Männliche und Weibliche hervorgebracht. II. Eine doppelte Unterwerfung giebt es: 1. Eine sklavische, welcher gemäß das Unterworfene dem Nutzen des Herrn dient; — und diese Unterwerfung ist nach der Sünde. Dann giebt es 2. eine politische, der menschlichen Gesellschaft angemessene, welcher gemäß der Vorgesetzte die Untergebenen leitet zu deren Besten und Nutzen; — und diese war auch vor der Sünde. Denn ohne sie hätte das Gut der Ordnung in der Menschengesellschaft gefehlt, insofern die einen, die weniger Begabten, von den anderen, den Weiseren, nicht regiert worden wären. In der letzten Art nun ist das Weib der Natur nach dem Manne unterworfen, weil der Mann fester und scharfblickender in der Vernunft ist. Denn auch im Stande der Unschuld war Ungleichheit in den Anlagen der Menschen. III. Sollten alle Gelegenheiten zur Sünde entfernt sein, so würde Gott eine höchst unvollkommene Welt haben schaffen müssen. Um eines beschränkten Gutes willen aber darf nicht das allgemeine Beste geschädigt werden; zumal Gott dermaßen mächtig ist, daß Er auch das von Ihm nicht gewollte beschränkte Übel zum Besten des Ganzen benutzen kann.
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