Erster Artikel. Dem „Vater“ kommt es zu, „Princip“ zu sein.
a.) Dagegen spricht: I. Princip und Ursache ist ein und dasselbe, wie Aristoteles (4. Metaph) sagt; der „Vater“ ist aber nicht die Ursache des Sohnes. Also ist Er auch nicht dessen Princip. II. Princip sein“ wird ausgesagt mit Rücksicht auf etwas vom Princip Abgeleitetes. Das letztere scheint aber dasselbe zu sein, wie geschaffen sein. Also wäre der Sohn geschaffen, wenn Er im Vater sein Princip hätte. III.Princip (principium) heißt etwas, weil es prius, weil es vorher ist. In Gott aber ist nichts vorher oder nachher. Also kommt es dem „Vater“ nicht zu, Princip zu sein. Auf der anderen Seite sagt Augustin (4. de Trin. 10.): „Der Vater ist das Princip der ganzen Gottheit.“
b) Ich antworte, daß dieser Ausdruck „Princip“ nichts Anderes bezeichnet wie das, von dem und soweit etwas von ihm ausgeht. Denn wir nennen alles jenes Princip, wovon etwas wie auch immer hervorgeht und umgekehrt. Da also vom „Vater“ ein anderer ausgeht, so ist er Princip.
c) I. Die Griechen gebrauchen ohne Unterschied für Göttliches das Wort „Princip“ und das Wort „Ursache“. Die lateinischen Autoren jedoch nicht so; sie wenden da nur das Wort „Princip“ an und nicht das Wort „Ursache“. Der Grund davon ist, weil das „Princip“ umfassender ist wie der Ausdruck „Ursache“ und dieser wieder umfassender wie der Ausdruck „Element“. Denn das erste in einer Sache, selbst der erste Teil in einer Sache heißt „Princip“, Erstes oder Anfang; nicht aber „Ursache“ wird er genannt. Je allgemeiner aber und umfassender ein Name ist, desto passender wird er auf Gott angewendet. (Kap. 13, Art. 11.) Denn je mehr ein Name auf Besonderes sich richtet, desto mehr schließt er einen beschränkten Seinskreis ein, wie selbiger der Kreatur angemessen ist. So scheint dieser Name „Ursache“ in sich einzuschließen die Verschiedenheit in der Substanz und demgemäß die Abhängigkeit eines substantiellen Seins vom anderen; was bei dem Namen „Princip“ nicht der Fall ist. Denn in allen Arten von Ursachen wird immer eine Entfernung gefunden zwischen der Ursache und dem, wovon sie Ursache ist; und zwar besteht diese Entfernung gemäß einer gewissen Kraft oder Vollkommenheit. Des Wortes „Princip“ aber bedienen wir uns auch in dem, wo keinerlei solche Entfernung und Unterscheidung zu finden ist, sondern nur ein gewisses Verhältnis in der Ordnung oder im Range; wie wenn wir sagen, der Punkt sei der Anfang, das Princip der Linie oder die Vorderseite der Linie sei das Princip derselben. II. Die Griechen sagen wohl vom Sohne und dem heiligen Geiste, sie seien abgeleitet vom Princip oder von der Ursache. Das haben aber die lateinischen Autoren nicht im Gebrauche. Wenn wir auch dem „Vater“ eine gewisse Autorität zuschreiben, weil Er Princip ist; wir gebrauchen aber, um jede Gelegenheit des Irrtums abzuschneiden, vom Sohne und dem heiligen Geiste niemals einen Ausdruck, der auf ein Mindersein oder auf eine Unterwürfigkeit hindeutete. In diesem Sinne sagt Hilarius (9 de Trin.): „Die Autorität des Vaters, der da schenkt, ist größer; aber geringer ist der Sohn nicht, dem ein und dasselbe Sein geschenkt wird.“ Wohl scheint der Ausdruck „Princip“ von prius, vorher, entnommen zu sein; aber er ist nicht dem „Vater“ beigelegt, um dies zu bezeichnen. Er bezeichnet vielmehr „Ursprung“. (Vgl. Kap. 13, Art. 8.)
