Erster Artikel. Es besteht eine Rangordnung in den Dämonen.
a) Dagegen spricht: I. Die Ordnung gehört zur Natur des Guten ebenso wie Form und Maß, nach Augustin, (de natura boni cap. 3.) Die Unordnung gehört zur Natur des Bösen. In den guten Engeln ist aber keine Unordnung. Also ist in den bösen keine Ordnung. II. Die Chöre oder Ordnungen der Engel sind in einer gewissen Hierapchie enthalten. Die Dämonen aber sind in keiner „Hierarchie“ oder „heiligen Herrschaft“ enthalten; denn sie sind von allem „Heiligen“ entblößt. III. Die Dämonen sind aus den einzelnen Chören der Engel gefallen, wie man gewöhnlich sagt. Dann müßten aber, da der Engelchor bestehen bleibt, aus dem sie gefallen, ihnen auch die Namen der einzelnen Engelchöre beigelegt werden; was anscheinend nicht geschieht, denn niemals werden die Dämonen Cherubim oder Seraphim oder Herrschaften genannt. Auf der anderen Seite sagt der Apostel (Ephes. 6, 12.): „Unser Kampf richtet sich gegen Fürsten und Gewalten, gegen die Lenker der Welt dieser Finsternisse.“
b) Ich antworte, der Engelchor werde betrachtet sowohl gemäß der Ordnung der Natur als auch gemäß der Ordnung der Gnade. Die Gnade aber ist entweder in ihrer unvollkommenen Seinsweise, im Zustande des Verdienstes; oder in ihrer vollkommenen, im Zustande der Herrlichkeit, zu berücksichtigen. Wird also die Vollkommenheit der Herrlichkeit erwogen, so sind die Dämonen niemals in den Engelchören gewesen. Wird aber die reine Gnade erwogen, so waren die Dämonen wohl in den Engelchören, aber sind denselben abgefallen; gemäß dem, was wir oben Kap. 62, Art. 2 erklärt haben, daß nämlich die Engel in der Gnade geschaffen worden sind. Soweit jedoch die bloße Natur in Betracht kommt, so sind sie auch jetzt noch in den Engelchören; denn die Naturgaben blieben bestehen, auch nach der Sünde,
c) I. Das Gute kann wohl ohne das Böse gefunden werben; aber nichts Böses ohne Gutes. (Vgl Kap. 49, Art. 3.) Soweit also die Dämonen das Gut ihrer Natur haben, nehmen sie teil an der Ordnung. II.Die Ordnung in den Dämonen ist heilig mit Beziehung auf Gott, der sie gegeben und sich derselben zu seiner Ehre bedient. Sie ist nicht heilig, soweit die Dämonen ihre Natur mißbrauchen zum Bösen. III. Seraphim werden die Engel genannt wegen der Liebe; Throne, weil Gott in ihnen wohnt; Herrschaften wegen der Freiheit; was Alles der Sünde gegenübersteht. Deshalb werden diese Namen den Dämonen nicht beigelegt.
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