Dritter Artikel. Die Himmelskörper sind die Ursachen dessen, was in unseren niederen Körpern geschieht.
a) Dem tritt zuerst entgegen: I. Damascenus (2. de orth. fide c. 7.): Wir aber sagen, die Himmelskörper seien nicht die Ursache von irgend etwas, was hier geschieht und auch nicht von dem, was hier vergeht; sie sind vielmehr Zeichen von Regen und von Wandlungen in der Luft.“ II. Um etwas zu verursachen, dazu genügt die einwirkende Ursache und der bestimmbare Stoff. Hier unten aber findet sich einerseits der bestimmbare Stoff; und es finden sich andererseits wirksame Kräfte, die einander gegenüberstehen wie kalt und warm u. dgl., die also zu einander wie bestimmend und bestimmbar in Beziehung sind. Also bedarf es keiner weiteren Kraft der Himmelskörper. III. Jede einwirkende Ursache bringt sich Ähnliches hervor. Wie wir aber mit Augen sehen, geschieht was hier vollendet wird dadurch daß es warm oder kalt, naß oder trocken ist und durch dergleichen verändernde Eigenschaften; denen die der Himmelskörper nicht ähnlich sind. Also wirken letztere auch nicht ein. IV. Wie Augustin sagt (5. de Civ. Dei 6.), „ist nichts mehr körperlich wie das Geschlecht des Körpers.“ Das Geschlecht aber des Körpers wird durch die Himmelskörper nicht verursacht. Denn unter ein und demselben Sternbilde kommen Zwillinge verschiedenen Geschlechts zur Welt. Auf der anderen Seite sagt Augustin (3. de Trin. 4.): „Die gröberen und niedrigeren Körper stehen unter dem wirkenden Einflüsse der feiner gearteten und mächtigeren;“ und Dionysius (4. de div. nom.): „Das Licht der Sonne wirkt ein auf die Zeugung und das Entstehen der sichtbaren Dinge; es bestimmt und bewegt zum Leben hin und es trägt bei zur Nahrung, Vermehrung, Vollendung.“
b) Ich antworte, daß jegliche Menge von einer Einheit ausgeht; und daß das, was unbeweglich ist, sich immer auf ein und dieselbe Weise verhält; was aber in Bewegung ist, in verschiedentlicher Weise sich bald so bald so darstellt. Demgemäß ist in der ganzen Natur es wohl zu beachten, daß das Bewegliche vom Unbeweglichen ausgeht. Und deshalb ist etwas um so mehr Ursache dessen, was beweglich ist, je mehr es selber als unbeweglich sich darstellt. Nun sind die Himmelskörper aber unter allen Körpern am meisten unbeweglich; denn nur der Bewegung von Ort zu Ort sind sie unterworfen. Sonach also werden die vielfachen und mannigfaltigen Bewegungen der niedrigeren Körper zurückgeführt auf die Bewegung der Himmelskörper wie auf ihre Ursache.
c) I. Die Himmelskörper sind, will Damascenus sagen, nicht die erste und unabhängige Ursache des Entstehens und Vergehens hier bei uns; wie jene meinten, welche sie für Götter hielten. II. Die thätigen Principien in den irdischen Körpern sind einzig und allein die wirksamen Eigenschaften der Elemente; wie kalt und warm u. dgl. Wenn also die substantialen Formen unserer Körperwelt nur gemäß diesen Eigenschaften sich unterschieden, als deren Principien die alten Naturphilosophen das „Dichte und das Dünne“ annahmen, so wäre es nicht erforderlich, über diese irdischen Körper hinaus irgend welches thätig wirksame Princip zu setzen; sondern sie würden zum Thätigsein vollständig ausreichen. Wer jedoch die Dinge genauer betrachtet, sieht wohl, wie derartige wirksame Eigenschaften sich nur wie eine weiter bestimmbare, materiale Vorbereitung für die substantialen Formen der natürlichen Körper verhalten. Etwas an sich selber aber noch weiter Bestimmbares genügt nicht zum schließlichen Thätigsein oder zum Einwirken. Es muß über dasselbe hinaus noch ein anderes thätiges Princip angenommen werden, von welchem die schließliche endgültige Bestimmung ausgeht. Als solches betrachteten die Platoniker ihre vom Stoffe durchaus entfernten, für sich bestehenden substantialen Ideen, an denen die niedrigen Dinge teilnähmen und somit Wesensform und Sein erlangten. Das genügt aber nicht. Denn solche Separatideen verhalten sich als unbewegliche immer auf ein und dieselbe Weise und somit würde gemäß ihnen es keinen Wechsel, kein Entstehen und Vergehen hier unten geben; was falsch ist. Also muß nach Aristoteles (2. de Gen.) ein thätiges bewegliches Princip angenommen werden, welches je nach seiner Gegenwart und Abwesenheit die Verschiedenheit verursacht im Entstehen und Vergehen des irdisch Körperlichen. Ein solches Princip nun sind die Himmelskörper. Was deshalb im Bereiche dieser niedrigeren Körper zeugt und bewegt zur Wesensform der Gattung hin, das thut dies als Werkzeug der Himmelskörper; wie 2 Physic. es heißt: „Der Mensch und die Sonne zeugt die Menschen.“ III. Die Himmelskörper sind nicht in ein und derselben Gattung mit den irdischen und nach dieser Seite hin sind sie ihnen nicht ähnlich. Aber sie enthalten in ihrer allumfassenden allgemeinen Kraft was auch immer hier unten entsteht und vergeht; ähnlich wie oben gesagt wurde, Gott dem Herrn sei Alles ähnlich. IV. Die Wirksamkeit der Himmelskörper wird hier unten aufgenommen je nach der verschiedenen Vorbereitung und Lage des Stoffes. Nun ist der Stoff der menschlichen Frucht an und für sich nicht immer ganz und gar vorbereitet, um das männliche Geschlecht anzunehmen; also wird aus ihm hier ein Mann, dort ein Weib. Deshalb führt dies auch Augustin an (5. de Civ. O6i 6.), um das Vorhersagen aus den Sternen zurückzuweisen; weil die Wirkung der Sterne verschieden ist je nach der verschiedenen Lage des Stoffes.
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