Fünfter Artikel. Die Himmelskörper haben keine einwirkende Kraft rücksichtlich der Dämonen.
a) Es scheint, auf die Dämonen wirkten die Himmelskörper ein. Denn: I. Die Teufel quälen die Menschen gemäß dem Zunehmen des Mondes; weshalb diese Menschen „Mondsüchtige“, lunatici, genannt werden. Das kann aber nur daher kommen, daß die Teufel selbst dem wirkenden Einflusse der Himmelskörper unterliegen. II. Die Schwarzkünstler beobachten einzelne Gestaltungen der Sternbilder, um die Dämonen anzurufen. Das würde nicht geschehen, wenn die Teufel nicht den Sternen unterworfen wären. III. Die Himmelskörper sind mächtiger wie die irdischen. Durch Kräuter aber und gewisse Steine; durch gewisse Tiere oder Tierglieder; ebenso durch gewisse Töne, Stimmen, Figuren und Gebilde werden die Teufel ferngehalten; wie Augustin (10. de Civ. Dei 11.) aus Porphyrius berichtet. Auf der anderen Seite steht die Natur der Dämonen höher wie die der Himmelskörper. Höher aber steht das Einwirkende wie das Leidende oder Bestimmbare nach Augustin. (12. sup. Gen. ad litt. c. 16.) Also unterliegen die Dämonen nicht dem Einflüsse der Himmelskörper.
b) Ich antworte; in diesem Punkte haben drei Meinungen bestanden: 1. Die der Peripatetiker. Diese nehmen an, es gebe keine Dämonen, sondern was gemäß der Schwarzkunst den Dämonen zugeschrieben wird, das komme von der Kraft der Himmelskörper. Und dies deutet Augustin aus Porphyrius an (l. c.), indem er sagt: „Die Menschen fabrizieren auf Erden Gewalten, welche den Sternen eigen seien, um verschiedene Wirkungen zu vollbringen.“ Diese Annahme aber ist durchaus falsch. Die Erfahrung nämlich bereits lehrt, daß Vieles durch die Dämonen geschieht, wozu in keiner Weise die Kraft der Himmelskörper ausreicht; z. B. daß die Besessenen fremde Sprachen reden, Verse und Stellen aus Autoren anfuhren, die sie niemals gelesen haben; daß Schwarzkünstler Standbilder sprechen, sich bewegen und Ähnliches thun lassen. Die Platoniker nahmen deshalb 2. an, „die Dämonen seien lebende sinnbegabte Wesen mit einem Körper aus Luft, mit einer Seele, die den Leidenschaften zugänglich sei,“ wie Augustin anführt aus Apulejus. (8. de Civ. Dei 16.) Nach dieser Meinung nun wären die Dämonen den Himmelskörpern unterworfen in ähnlicher Weise wie die Menschen. Dieselbe ist aber nach Kap. 51, Art. 1 falsch. Deshalb sagen wir 3., die Dämonen seien rein geistige Substanzen und sonach, da sie mit keinerlei Körper von Natur aus verbunden sind, ganz und gar unzugänglich dem einwirkenden Einflüsse der Himmelskörper und selbem weder mittelbar noch unmittelbar, weder mit Hindernissen noch ohne Hindernisse unterworfen.
c) I. Daß die Teufel, wenn der Mond in einer gewissen Weise im Zunehmen ist, die Menschen mehr peinigen, geschieht aus zwei Gründen: 1. Deshalb, damit sie eine Kreatur Gottes, den Mond, verhaßt machen; wie Hieronymus (4. Matth. in fin.) und Chrysostomus (38. in Matth. c. 17.) sagen; — 2. weil sie nur einwirken können vermittelst einzelner Naturkräfte (vgl. Kap. 110, Art. 4) und deshalb bei ihrem Wirken beobachten, wie die letzteren geeignet sind, die gewollren Wirkungen zu vollbringen. Offenbar aber ist das Gehirn das feuchteste Organ von allen Organen des Körpers und unterliegt demnach am meisten der einwirkenden Kraft des Mondes, dem es eigen ist, auf das Feuchte direkt einzuwirken und es in Bewegung zu setzen. Da nun zugleich im Gehirne die sinnlichen Seelenkräfte sich vollenden, um thätig zu sein, deshalb trüben die Dämonen gemäß einem gewissen Zunehmen des Mondes die Phantasie des Menschen, insofern sie nämlich beobachten, das Gehirn sei dann am besten geeignet. II. Die Dämonen kommen auf Grund dieser Anrufungen aus zwei Gründen: 1. Damit sie die Menschen in den Irrtum führen, ihr Schicksal hänge von den Sternen ab; 2. weil sie beobachten, nach gewissen Sternbildern sei der Stoff geeigneter, die Wirkung hervorzubringen, welche sie beabsichtigen. III. „Die Dämonen,“ sagt Augustin (21. de Civ. Dei 6.), „werden angelockt durch verschiedene Arten Steine, Kräuter, Holz, Tiere, Gesänge, Riten, nicht wie die Tiere durch Speise, sondern wie Geister durch Zeichen;“ insoweit nämlich diese Dinge ihnen dargeboten werden als Zeichen göttlicher Ehre, nach der sie verlangen.
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