Kapitel 15: Andere Einteilung der Seele
Man teilt die Seele noch anders ein: in Kräfte, Formen oder Teile, und zwar in den pflanzenartigen Teil, der auch nährend und leidend heißt; ferner in den empfindenden und in den denkenden Teil. Die Werkzeuge eines jeden einzelnen S. 63 dieser Teile sind teils genannt, teils werden sie noch im folgenden Erwähnung finden. Der Stoiker Zenon behauptet: die Seele besteht aus acht Teilen; er zerlegt die Seele in die Vernunft (den führenden Seelenteil), in die fünf Sinne, in das Sprach- und das Zeugungsvermögen. Der Denker Panaitios läßt das Sprachvermögen einen Teil der triebhaften Bewegung sein; die Bemerkung ist ganz richtig ; das Zeugungsvermögen dagegen bildet keinen Teil der Seele, sondern der Naturanlage. Aristoteles lehrt in den „Abhandlungen über die Natur": es gibt fünf Seelenteile: den pflanzenartigen Teil, das Empfindungsvermögen, die Fähigkeit örtlicher Bewegung, das Begehrungs- und das Denkvermögen. Als pflanzenartig bezeichnet er den Teil, der das Ernähren, das Wachsen und das Erzeugen bewirkt und dem Körper Gestalt gibt. Den pflanzenartigen Teil nennt er auch nährend ; er verleiht dem Ganzen einen Namen nach seinem stärksten Teile: nach dem Ernähren, von dem auch die übrigen Glieder des pflanzenartigen Teils ihre Grundlage erhalten. So äußert sich Aristoteles in den „Abhandlungen über die Natur." In den „Büchern über die sittlichen Pflichten" teilt er die Seele in zwei erste und allgemeinste Teile: in den vernünftigen und den vernunftlosen Teil. Weiter gliedert er den vernunftlosen Teil in den vernunftgehorsamen und den vernunftwiderstrebenden Teil. Vom vernünftigen Seelenteil ist also im vorliegenden Abschnitt die Rede gewesen. Vom vernunftlosen Teil werden wir jetzt eingehend sprechen.
