34. Widerlegung.
Hältst du, Irrlehrer, das Bekenntnis für ehrfurchtsvoll und rechtgläubig, Gott sei zwar immer, aber er sei nicht immer Vater? Wenn diese deine Meinung zu recht besteht, dann mußt du Paulus des Falschglaubens beschuldigen, weil er sagt, der Sohn „sei vor ewigen Zeiten”.1 Ja, der Weisheit selbst mußt du es vorwerfen, die von sich bezeugt, daß sie vor den Zeiten gegründet sei, die dem Vater damals zur Seite stand, als er den Himmel erschuf.2
Ehe du aber Gott einen Anfang des Vater-seins zuschreibst, gib zuerst einmal genau an, wann die Zeiten ihren Beginn genommen haben. Wenn sie einen Beginn haben, dann ist der Apostel ein Lügner, der sie als ewig bezeichnet hat. Ihr pflegt die Zeiten nämlich von der Erschaffung der Sonne und des Mondes her zu zählen, weil es davon in der Schrift heißt: „Zum Zeichen sollen sie sein und für die Zeiten und Jahre.”3 Wer aber (zeitlich) vor dem Himmel da ist, der ist genau derselbe vor aller Zeitrechnung, was er nach eurer Behauptung auch vor der Zeit ist. Er ist nicht nur vor der Zeitrechnung, sondern auch vor den ungezählten Geschlechtern, die der Zeitrechnung voraufgehen.
Was versuchst du, mit Hinfälligem und Irdischem und Engem das Göttliche und Unendliche zu umschließen? Paulus kennt in Christus nichts als nur die Ewigkeit der Zeiten. Die Weisheit behauptet, nicht nach etwas, sondern vor allem zu sein. Nach deiner Meinung erfuhren von Sonne und Mond her die Zeiten ihre Begründung. David sagt aber ausdrücklich, daß Christus vor der Sonne dauerndes Dasein besitze: „Vor der Sonne besteht sein Name.”4 Damit man nicht glaube, das Göttliche S. 307 habe seinen Beginn durch den Ursprung der Welt, sagt der gleiche: „Und vor dem Mond bestehen die Geschlechter der Geschlechter.”5 Von so großen und weissagenden Geistes gewürdigten Männern werden hier die Zeiten geradezu verächtlich behandelt; und dem menschlichen Fassungsvermögen bleibt nichts, wohin es sich noch über die Geburt hinaus erstrecke, die ewigen Zeiten noch vorausliegt.
Nur dieses Maß halte rechtgläubiges Meinen, sich des Bekenntnisses bewußt zu bleiben, daß der Herr Jesus Christus, der eingeborene Gott, in einer vollkommenen Geburt geboren ist, und bei der Verehrung der Gottheit sehr wohl um seine (des Sohnes) Ewigkeit zu wissen.
