Nr. 7
Hierauf bestimmte Midas, König von Pessinus, den Knaben solcher schändlichen Verbindung zu entziehen wünschend, ihn seiner Tochter zum Gatten; und ließ, damit nicht irgend etwas Unglückseliges die hochzeitliche Feier unterbrechen möge, die Stadt absperren. Die große Mutter jedoch, des Knaben Schicksal wissend, daß er so lange unter den Menschen wohlbehalten seyn werde, als befreit von dem Ehebund, ging zur Verhütung irgend eines Unglücks in die verschlossene Stadt ein, indem sie die Mauern mit ihrem Haupte emporhob, woher der Anfang, daß sie gethürmt ist. Acdestis, aufsprudelnd von Zorn wegen des ihm entrissenen, und zur Liebehaberei eines Weibes hingeleiteten Knaben, verursachte sämtlichen Hochzeitgästen Wuth und Wahnsinn, so daß zur Stunde die erschrockenen Phrygier zusammenschrieen, des Gallus Kebsweib Tochter sich die Brüste abschnitt; Attis die Rohrpfeife raubte, welche er selbst als Anreizer zur tobenden Wuth Gebrauchte, selber dann der Raserei voll, schwärmend , umhergetrieben, sich endlich nieder geworfen unter einer Pinie entmannte, rufend: Dieß dir, Acdesti, wegen dem du solche Aufregung rasender Entzweiung bereitetest! Mit dem Blutfluß S. 142 entfloh das Leben. Das Abgeschnittene aber las die große Mutter auf und warf Erde darauf, nachdem es zuvor in das Gewand des Verstorbenen eingewickelt worden. Aus dem Blute entstand die Viole und man bekränzte mit ihr den Baum. Daher ist entsprungen, auch jetzt noch die heiligen Pinien zu umwinden und zu bekränzen. Die jungfräuliche Braut, welche, wie der Pontifex Valerius schreibt, Ja geheißen, verhüllte des Entseelten Brust mit weicher Wolle, beweinte ihn mit Acdesti und tödtete sich selbst; das Blut der Selbstmörderin ward in purpurfarbige Violen verwandelt. Auch die Mutter vergoß Thränen, woher der Mandelbaum entstand, der Beerdigung Bitterkeit bezeichnend. Dann brachte sie jene Pinie, unter welcher Attis sich entmannt hatte, nach ihrer Höhle, wo in Klagen mit Acdestis vereint sie sich schlug und verwundete, rings um den Stamm des unbeweglich ruhenden Baumes. Jupiters von Acdestis angefleht um des Attis Wiederbelebung, ließ diese nicht zu; doch schenkte er ohne irgend eine Schwierigkeit, was dem Verhängnis zufolge geschehen konnte, daß nämlich sein Körper nicht in Fäulniß übergehe, daß das Haar immer fort wachse, daß auch der kleinste der Finger lebe durch fortwährende Empfindung, auch allein sich bewege. Mit diesen Gunstbezeugungen zufrieden gestellt hat Acdestis den Körper in Pessinunt geweiht, und durch jährliche Zeremonien wie durch kastrirte Priester geehrt.
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