Nr. 23
Wie gern wollt' ich jenen Vater der Götter, Jupiter, die ewige Macht der Welt und der Menschen, schauen, wie man ihn mit Rinderhörner verehrte; struppige Ohren bewegend, mit durch die Klaue eingeengten Schritten, wiederkäuend grünende Kräuter, am Hintertheil geschwänzt, am Hinterbug, an den Beinen mit weicher Mistjauche besudelt und vom innerlichen Koth beschmutzt. Sehen möcht' ich, sage, ich, denn oftmals muß man es wiederbolen, den Umwälzer der Gestirne, der die erbleichenden Völker durch des Donners Rollen erschreckt und niederwirft, wie er die Schöpsheerden verfolgt, die Hoden der Widder beschaut, dieselben mit jener richterlichen und göttlichen Hand, die gewohnt ist wetterzuleuchten und mit Blitzen zu zürnen, ergreift; wie er dann hitzig in's Innere eindringt, jene die Hoden umschließende Häute zerreißt und dieselben der annoch wuthentbrannten Mutter, gleichwie gewisse Wollbinden, die Erbarmniß herbeizuführen, darbringt: zögernd, blaß, betrübt, Schmerzespein heuchelnd, und, um Glauben zu erregen, mit Widderblut befleckt, der Wunde Lüge mit leinerner Binde verdeckt. Solcherlei hört und liest man unter dem freien Himmel dieser Welt? und die, welche dieß unter Händen haben, wollen für fromm, heilig und die Religion bewahrend gehalten werden? giebt es eine noch größere Gottlosigkeit; oder kann man irgend ein Volk finden, das so irreligiöse Meinungen besitzt nicht allein, sondern auch dergleichen glaubt, oder erträgt, oder in den verborgensten Mysterien enthüllt? Fühlte jener Jupiter wer immer er ist, sein Seyn, oder ergriff ihn irgend eine Erkenntniß der Unbill: wäre dann die Sache, wegen der er in Zorn gerathen und aufgebracht unsern Füßen die Erde S. 152 entzöge, der Sonne und des Mondes Licht löschte: ja alle Dinge in der alten Einheit Gestaltung mischte, nicht eine schickliche?
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