Nr. 33
Dieß Alles sind, wie einleuchtet, Spitzfindigkeiten und Schwindeleien, mit welchen man auf schlechten Füßen stehende Dinge zu festigen pflegt. Ja, der Wahrheit zunächst, dieß Alles trägt die Farben sophistischer Untersuchungen, wo man nicht das Wahre sondern lediglich immer nur das Bild, den Schein und Schatten der Wahrheit mit Eifer aufsucht: denn weil man sich schämt, weil es Schande bringt, die richtigen Aussprüche anzunehmen, nimmt man seine Zuflucht dahin, einer Sache etwas Anderes unterzuschieben und der schmachvollen Bedeutung den Schein von Wohlanständigkeit aufzuzwingen. Was geht aber dieß uns an, ob ein anderer Sinn und andere Meinungen den nichtigen Berichten zu Grunde liegen? Uns, die wir behaupten, daß ihr die Götter auf verruchte und unfromme Weise behandelt, genügt nämlich, was geschrieben ist, was man billigen hört, und nicht kümmern wir uns was im Verborgenen steckt, insofern der Götter Schmach nicht im dunklen Gefühle des Herzens, sondern in der Aeußerung sichtbarer Worte erfunden wird. Damit es nun nicht scheine, als wollten wir des Gesagten Beschaffenheit ohne Erwägung lassen, so forschen wir vorerst bei euch, wollt ihr nur Geduld gewähren, ob es auf allegorische Weise verfaßt worden oder auf dieselbe Art verstanden werden soll, wie ihr es erforscht habt, wie es euch verkündet ward? ob euch nämlich die Schriftsteller zum Rathe herbeigerufen, oder ob ihr in derselben Brust verborgen lagt, als sie mittelst Unterschlagung der Wahrheit das Eine für das Andere unterschoben? Dann aber, wenn dieselben aus irgend einer Ursache oder aus religiöser Scheu jene Mysterien in Finsterniß verhüllen wollten, wie groß ist da euere Dreistigkeit, daß ihr, was sie nicht erkannt wissen wollten, erkennen wollt; daß ihr verstehen wollt, jedwelchem Ausdruck unterzulegen, was sie durch das Wahre nicht bezeichnende Worte zwecklos dem Auge entzogen haben?
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