Nr. 19
Auch die nicht geheuern Bacchanalien, deren griechischer Name Omophagia ist, übergehen wir; in welchen ihr mit erlogener Raserei und zurückgedrängter Besonnenheit euch mit Schlangen umwindet und um euch als S. 149 voll des göttlichen Geistes darzustellen, der widerstrebenden Ziegen Eingeweide mit bluttriefendem Munde zerreißt. Eben so lassen wir jene verborgenen Dienste der cyprischen Venus bei Seite; als deren Urheber König Einyras angegeben wird; bei welchen die sie annahmen ihr als Buhlerin eine Geldgabe reichten, und als Gegengeschenk Phallus zum Zeichen der günstigen Gottheit erhielten. Auch der Korybanten heilige Dienste sollen der Vergessenheit hingegeben seyn, in denen jenes hehre Geheimniß sich überliefert, daß ein Bruder ermordet worden von seinen Brüdern; daß aus des Ermordeten Blut Milchpetersilie (Sumpfeppich, Sellerie, Apium graveolens) entstanden; daß verboten, dieses Kraut zu essen, damit man sich nicht des Todten Seele wegen einen unsühnbaren Groll zuziehe. Deßgleichen auch stehen wir ab, von den übrigen Bacchanalien zu sprechen, in denen Mysterien und zu verschweigende Dinge den Eingeweihten entdeckt und mitgetheilt werden; wie daß mit Knabenspielen beschäftigt Liber von den Titanen zerstreut; daß er von ihnen in Stücken gehauen und in einen Kessel geworfen gesotten worden; daß Jupiter, von des Duftes Annehmlichkeit herbeigelockt, ungeladen zum Mahle gekommen, nach Erkenntniß der Missethat die Raubmörder mit dem Blitz niedergeschmettert und in des Tartarus tiefste Tiefe hinabgestürzt habe. Dieser Begebenheit Zeugniß und des Verhängnisses Kennzeichen hat der thrazische Sänger in seinen Gedichten dargelegt: die Würfel, den Spiegel, die Kreisel, die sich schnell umdrehenden Räder, die runden Ballen und die den hesperidischen Jungfrauen entnommenen Goldäpfel.
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