Nr. 36
Außer ihr sagt vielleicht, nicht das Ganze der Erzählung enthalte derlei Allegorien, im Uebrigen seyen die einen Theile gemeinsam, die anderen aber doppelartig und durch zweideutige Dunkelheit verhüllt verfaßt. Diese Subtilität ist eine abgedroschene und jedwedem Unverstand zugänglich: denn weil alles Geschriebene insgesammt euch überzutragen, umzutauschen, auszuwechseln höchst ungeläufig ist, so wählt ihr einiges, eurer Absicht Zusagendes und bemüht euch, vermittelst derselben zu erweisen, die nicht wirklichen und verfälschten Worte seyen der innen enthaltenen Wahrheit übergestülpt. Daß wir euch aber zugeben, wie ihr sagt, so verhalte sich die Sache: Woher wißt oder vernehmt ihr, welcher Theil der Erzählung in gemeinsamen Ausdrücken verfaßt, welcher durch verschieden lautende und fremdartige Bezeichnungen gedeckt sey? denn es kann geschehen, daß das, was ihr so zu seyn entscheidet, anders sich verhält; oder was ihr anders glaubt, durch andere und entgegengesetzte Fassungen hervorgebracht wurde. Wo man nämlich sagt, bei einem ganzen sey ein Theil allegorisch verfaßt, der andere in unzweifelbarer und schlichter Sprache, dort findet sich kein Zeichen, wodurch der zweideutigen und einstimmigen Ausdrücke Unterschied beurtheilt zu werden vermag; so daß man das Einfache eben sowohl doppeldeutig gesagt nehmen, als das zweideutig Geschriebene ohne Rückhalt glauben kann. Auf welche Art dieß auch entweder geschieht oder geschehen zu können geglaubt wird, dieser Erkenntniß gänzlich zu ermangeln bekennen wir.
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