Nr. 24
Aber, sagt man, nicht eignen diese heiligen Götterdienste unserem Reiche. Wer wohl spricht so, oder wer entgegnet dieß? Der Römer, der Gallier, der Hispanier, der Afrikaner, der Germane oder der Sikuler? Und welchen Nutzen bringt es eurer Sache, wenn diese Dinge euch nicht eignen, da diejenigen welche sie vollbringen, Theile von euch sind? Oder was liegt daran, ob ihr dieselben billigt oder nicht, da was euch eigenthümlich ist, entweder als von derselben Abscheulichkeit oder von noch größerer Schändlichkeit erfunden wird? Wollt ihr, betrachten wir auch jene hehren Mysterien, welche die Griechen Thesmophorien nennen; welchen das attische Volk jene heilige mystische Nachtfeier geweiht hat. Wollt ihr, sage ich, sehen wir, welche Anfänge sie haben, welche Ursachen, damit wir auch die in menschlichen Künsten und Wissenschaften viel vermögenden Athener als solche darthun, die nicht nur Schmähliches von den Göttern aussagen, sondern auch Anderen lehren; und keine geringeren Beschimpfungen, als ihr vorbringt, unter dem Schein der Religion veröffentlichen. Sie erzählen: zu einer Zeit, als die noch jungfräuliche Proserpina auf Siziliens Fluren vielfarbige Blumen pflückte, und die Begierde des Pflückens sie bald hierhin bald dorthin trieb, sey der König der abgeschiedenen Seelen durch einen tiefen Erdschlund heraufgesprungen, habe die geraubte Jungfrau mit sich fort geführt und durch jenen Schlund sich wieder entfernt. Da Ceres die Thatsache nicht wußte und vermuthete, ihre Tochter befinde sich irgendwo, so faßte sie den Entschluß, die Verlorene auf dem ganzen Erdkreise zu suchen, nahm zwei an den Flammen des Aetna entzündete Fackeln und begann ihr Suchen in gesammten Gegenden der Erde.
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