Vierter Artikel. Gott schließt alles irgendwie Beseligende in Sich ein.
a) Das scheint nun nicht so ohne weiteres der Fall zu sein. Denn: I.Es bestehen manche falsche Güter. In Gott aber kann nichts Falsches sein. II.Einige setzen die Seligkeit in körperliche Güter, wie Lust, Reichtum etc. In Gott aber kann nichts Körperliches sein. Also seine Seligkeit schließt nicht alles irgendwie Beseligende in sich ein. Auf der anderen Seite ist jede Seligkeit immer eine gewisse Vollendung oder Vollkommenheit. Die göttliche Vollkommenheit aber schließt in sich ein alle Vollkommenheit.
b) Ich antworte, daß was auch immer an Ersehntem oder Wünschenswertem in jeglichem Wohle oder Gute, mag dasselbe wahr oder falsch sein, sich vorfindet, das existiert in weit höherem Grade von vornherein und ohne weiteres in der göttlichen Seligkeit. Was nämlich die Glückseligkeit der Beschauung anbelangt, so besitzt die Seligkeit Gottes eine ununterbrochene und ganz zuverlässige Beschauung ihrer selbst und alles Anderen. Was das thätige Leben betrifft, so besitzt sie die Regierung des Weltall. Von der irdischen Glückseligkeit (Boëtius 3. de consol. 10.) aber hat sie Ergötzen, Reichtum, Macht, Würde, guten Namen, über alles Ergötzen nämlich geht bei ihr die Freude über sich selbst und über alles andere Sein. Über allen Reichtum geht ihr Genügen vollauf an sich selbst, was der irdische Reichtum nur verspricht. Über alle Gewalt geht ihre Allmacht. Über alle Würde ihre alles einschließende Herrschaft; und über allen guten Ruf hat sie die Bewunderung des ganzen Universums. I. Eine Seligkeit ist falsch, insoweit sie des wahrhaft Beseligenden ermangelt; und so ist sie nicht in Gott. Aber was sie auch immer an Ähnlichkeit mit dem wahlhaft Beseligenden hat, das existiert in der Seligkeit Gottes; mag es auch nur ein Schatten von Glück sein. II. Was an Gutem im Körperlichen ist, das findet sich geistigerweise in Gott.
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