Dritter Artikel. In den göttlichen Personen besteht kraft der Natur eine Ordnung.
a) Das scheint nicht zuzutreffen. Denn: I. Was in Gott ist, das ist Wesen oder Person. Eine solche Rangordnung aber geht weder auf die Natur noch auf eine der Personen oder der Notionen. II. Wo eine solche Ordnung ist, da ist ein „vor“ und „nach“ entweder der wirklichen Natur gemäß oder im Verständnisse. In Gott aber ist gar kein „vor“ und „nach“, wie Athanasius im Symbolum sagt. III. Was in sich geordnet ist, hat Verschiedenheit in sich. In Gott aber ist keine Verschiedenheit. IV. Die göttliche Natur ist das Wesen Gottes. Aber im Göttlichen ist keine Ordnung in der Natur. Auf der anderen Seite besteht da, wo Mehrheit ohne Ordnung ist, Verwirrung. Im Göttlichen ist aber keine Verwirrung, wie Athanasius sagt.
b) Ich antworte, daß „Ordnung“ immer ausgesagt wird mit Rücksicht auf das Verhältnis zum Princip. Wie also in verschiedener Weise etwas Princip sein kann, z. B. nach der Lage, wie der Punkt oder nach der Vernunft, wie die allgemeinen Grundsätze; so auch besteht in verschiedener Weise Ordnung. In Gott aber besteht das Principsein ohne ein „vor“ und „nach“. Also muß auch in demselben Sinne in Ihm Ordnung sein. Und dies heißt: „Ordnung der Natur,“ wonach (Augustin. cont. Maxim. c. 4.) „nicht der eine irgendwie vor dem anderen ist, sondern der eine aus dem anderen“.
c) I. „Ordnung der Natur“ bezeichnet in Gott die Notion des Ursprunges im allgemeinen; nicht Wesen oder Person im besonderen. II. Im Bereiche des Geschaffenen, wenn auch das, was vom Princip ist, mit seinem Princip der Dauer nach gleichewig wäre, so wäre doch das Princip „vorher“ sowohl der Natur als auch dem Verständnisse nach; wir meinen das, was Princip ist. Wird aber nur die Beziehung berücksichtigt zwischen der Ursache und dem Verursachten, so ist beides offenbar zugleich; denn eines ist im Begriffe des anderen enthalten als Bezogenes, Relatives. Nun sind aber in Gott eben die Beziehungen, die Relationen für sich bestehende Personen. Also ist da nach keiner Seite hin ein „vor“ und „nach“, weder der Natur noch dem Verständnisse nach. „Ordnung der Natur“ wird nicht dahin verstanden, daß die Natur selber zu etwas hingeordnet sei; sondern eine solche Ordnung besteht gemäß dem Ursprünge. IV. Im Worte „Natur“ liegt eingeschlossen der Charakter des Princips, nicht aber der des Wesens; und deshalb wird die Ordnung nach dem Ursprünge besser „Ordnung der Natur“ genannt, wie Ordnung des Wesens.
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