Fünfter Artikel. Der Vater ist im Sohne und der Sohn im Vater.
a) Dagegen spricht: I. Acht Weisen giebt Aristoteles (4 Phys.) an, nach denen etwas im anderen ist; nach keiner dieser Weisen ist der Vater im Sohne und umgekehrt. II. Was von einem ausgeht, ist nicht in diesem. Der Sohn aber geht in Ewigkeit vom Vater aus; wie der Prophet (Mich. 5, 2.) sagt: „Sein Ausgehen ist von Anfang, von den Tagen der Ewigkeit an.“ III. Eines von zwei Gegenüberstehenden ist nicht im anderen. Vater und Sohn aber stehen im relativen Gegensatze. Also ist der Eine nicht im anderen. Auf der anderen Seite sagt der Herr (Joh. 14.): „Ich bin im Vater und der Vater ist in mir.“
b) Ich antworte, es seien in Vater und Sohn drei Momente zu unterscheiden: 1. Das Wesen; 2. die Relation; 3. der Ursprung. Und nach jedem derselben ist der Vater im Sohne und umgekehrt. 1. Nach dem Wesen ist der Vater im Sohne. Denn der Vater ist sein Wesen; und Er teilt mit dieses sein Wesen dem Sohne und zwar nicht vermittelst einer Veränderung Seiner selbst. Da also das Wesen des Vaters im Sohne ist und umgekehrt, so folgt, daß der Vater im Sohne ist dem Wesen nach und umgekehrt. Darauf deutet Hilarius (5. de Trin.) hin mit den Worten: „Der unveränderliche Gott folgt seiner Natur, wenn ich mich so ausdrücken soll; Er erzeugt den unveränderlichen für sich bestehenden Gott Sohn. Also verstehen wir, daß im Sohne die Natur Gottes sei, weil in Gott Gott ist.“ 2. Nach den Relationen ist es offenbar, daß der eine relative Gegensatz im anderen ist; da der eine im Verständnisse des anderen, der „Sohn“ im Begriff „Vaters“ eingeschlossen ist. 3. “Auch nach dem Ursprünge ist das Nämliche offenbar; da das „Wort“ im Sprechenden bleibt, und was mit dem Worte gesprochen wird, das ist enthalten im Worte. Dasselbe gilt vom heiligen Geiste.
c) I. Die Kreaturen können nur unvollkommen das Göttliche zur Darstellung bringen; deshalb ist keine der von Aristoteles angegebenen Weisen anwendbar. Am meisten eignet sich jene Weise, wo etwas bezeichnet wird als im Princip befindlich, von dem es kommt; nur fehlt da die Einheit des Wesens im Geschöpflichen zwischen dem Princip und dem davon Abgeleiteten. II. Das „Ausgehen“ des Sohnes vom Vater ist nach Weise des vernünftigen geistigen Wortes, das vom Herzen ausgeht und im Herzen bleibt. Also ist in Gott nur der Unterschied der Relationen, nicht des Wesens. III. Der Gegensatz von Vater und Sohn ist nicht gemäß dem Wesen; sondern gemäß den Relationen, bei denen der eine Gegensatz im Begriffe des anderen enthalten ist: Der „Sohn“ im Begriffe des „Vaters“ und umgekehrt.
