Siebenter Artikel. Nichts Körperliches vermittelt zwischen Leib und Seele.
a) Dem steht entgegen: I. Augustin sagt (3. sup. Gen. ad litt. cap. 5.): „Die Seele wirkt auf den Körper ein und leitet ihn vermittelst des Lichtes, d. h. durch Feuer und Luft, was dem Geiste am ähnlichsten ist.“ Also ist die Seele mit dem Leibe vereint vermittelst von etwas Körperlichem: Feuer und Luft. II. Hört der Atem auf, so hört die Verbindung von Leib und Seele auf. Also ist dieser die Vermittlung zwischen Leib und Seele. III. Die Seele steht als körperlos und unvergänglich weit vom Körper ab. Also muß eine Vermittlung zwischen beiden sein; und als solche wird am besten das Licht angenommen, welches die Elemente versöhnt und aus ihnen eine Einheit macht. Auf der anderen Seite sagt Aristoteles (2. de anima): „Man soll nicht fragen, ob Seele und Leib eine Einheit sei; die Verbindung ist da so wie zwischen weichem Wachs und der aufgeprägten Figur;“ wo nichts Körperliches als Mittel dazwischen tritt.
b) Ich antworte, nach Plato könnte eine solche Vermittlung angenommen werden; denn ist die Seele bloß als Beweger im Körper, so steht es ihr zu, das von ihr Entfernte durch Zwischenkörper zu bewegen. Da aber die Seele die Wesensform des Körpers ist, so kann unmöglich da von einer Vermittlung die Rede sein. Denn es ist eben der Natur einer Wesensform eigen, daß sie aus sich heraus ohne andere Vermittlung für den Stoff das thatsächliche Sein bewirkt, daß also dieser zu allererst überhaupt Sein hat. Da ist keine andere Vermittlung möglich. Denn jede andere müßte eben den Stoff als seiend erreichen; er ist aber seiend nur durch die Form. Die von außen wirkende Ursache allein einigt hier, welche den Stoff mit seiner Wesensform verbindet (8 Metaph.); nichts im Stoffe selbst. So sind also falsch alle jene Meinungen, welche zwischen Seele und Leib noch einen Körper annehmen; wie z. B. daß nach einigen Platonikern die vernünftige Seele einen unvergänglichen Körper mit sich verbunden habe, von dem sie nie sich trenne und vermittelst dessen allein sie mit dem vergänglichen Körper verbunden sei; — oder daß stofflicher Geist wie Äther (Elektricität) etc. das Mittel bilde zwischen Seele und Körper; — oder es sei dieses Mittel das Licht, welches sie als einen Körper bezeichnen; und zwar meinen sie, die Pflanzenseele sei verbunden mit dem Körper vermittelst des Lichtes vom Sternenhimmel; die Tierseele vermittelst des Lichtes vom Krystallhimmel; die vernünftige Seele vermittelst des Lichtes vom Feuerhimmel. Das alles ist reine Einbildung und rein lächerlich. Denn 1. ist das Licht kein Körper; und 2. kann das Stoffliche da oben nicht in formelle d. h. innere Zusammensetzung kommen mit dem aus gemischten Elementen bestehenden Körperlichen hier unten, denn es ist keiner Veränderung unterworfen; nur einwirken kann es gemäß der Unveränderlichleit seiner inneren Substanz; und 3. ist unmittelbar die Seele mit dem Körper vereint, wie eine jede Wesensform mit dem ihr zugehörigen Stoffe.
c) I. Augustin spricht von der Seele, inwieweit sie thatsächlich den Körper bewegt; deshalb gebraucht er das Wort „Leitung“. Und da ist es wahr, daß sie die gröberen Teile des Körpers vermittelst der feineren, zarteren in Bewegung setzt; das erste Werkzeug ihrer Bewegungskraft ist da der Atem. (Arist. de causa motus animal.) II. Hört der Atem auf, so ist es mit der Verbindung des Leibes und der Seele zu Ende; nicht weil der Atem diese Verbindung vermittelte, sondern weil dadurch es sich offenbart, wie der Körper für eine solche Verbindung nicht mehr geeignet ist. Zudem ist der Atem das erste Werkzeug für die Bewegung des Leibes und nach dieser Seite hin vermittelt er thatsächlich; immer freilich die Verbindung von Seele und Leib vorausgesetzt. III. Wenn der Körper ein eigenes Sein hätte und die Seele ein eigenes; so wäre die Entfernung eine große und würden viele vermittelnde Ursachen erfordert. Aber eben vermittelst ihres Seins ist die Seele mit dem Leibe verbunden; Leib und Seele haben ein und dasselbe Sein. Also kann nichts vermitteln, da von Leib und Seele vor dieser Verbindung nichts Thatsächliches besteht. Wird jedoch erwogen, daß die Seele rein bestimmend ist und der Stoff rein bestimmbar, nur Vermögen; so ist die Entfernung groß.
