Nr. 44
War aber die anwesende Schlange der Gott nicht, wie ist dann nach derselben Ankunft der Pestseuche Gewalt gebrochen und dem römischen Volke die Gesundheit wieder hergestellt worden? Dagegen erwidern wir: Ward durch die Bücher der Weissagungen und durch die Aussprüche der Wahrsager befohlen, den Gott Aeskulap nach der Stadt einzuladen, um ihr Schutz und Sicherheit wider der Pestseuche Ansteckung zu gewähren und kam er, die Einladung nicht verschmähend, wie ihr aussagt, in der Gestalt eines Drachen; warum wurde dann die Stadt Rom noch so oftmals von dieses Uebels Verheerungen heimgesucht; so oftmals zu anderen Zeiten verwüstet und vieler Tausende seiner Bürger beraubt? Behauptet man nämlich, um deßwillen sey der Gott herbeigeholt worden, auf daß er alle Ursachen, wodurch die Pestseuche entstand, durchaus abwende; so folgte, daß die Stadt unantastbar seyn mußte und er ihr Befreiung wie Unverletzbarkeit für immer gewährte. Gleichwohl aber sehen wir, wie oben gesagt worden, daß oftmals dieselbe verderbliche Lebensanfälle durch diese Seuchen erlitt und daß durch S. 210 schweren Verlust des Volkes Muth gebrochen und entnervt worden. Wo war also Aeskulap, wo jener durch ehrwürdige Orakelsprüche Verheißene? Warum mußte nach Erbauung des Tempels die wohlverdiente Stadt das Verderben erfahren, da er um deßwillen herbeigeholt worden, sowohl das gegenwärtige Uebel zu heilen, als auch das befürchtete künftige Eindringen zu wehren?
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