Nr. 29
Der Wein ist des Weihrauchs Genosse; daher verlangen wir auf gleiche Weise die Auseinandersetzung, weshalb man bei desselben Entzündung diesen überschütte: denn wird der Grund, warum dieß geschieht, nicht dargethan, und hat derselbe keine offenkundige Ursache, so muß man dieß nicht als kurzweiliges Versehen vorrücken, sondern, um ausdrücklicher zu sprechen, als Unsinn, Verstandlosigkeit, Blindheit. Wie nämlich schon oftmals gesagt worden, Alles was man thut, muß seine deutliche Ursache haben und nicht durch irgend eine Dunkelheit verdeckt seyn. Schenkt ihr also der That Glauben, so deckt auf, so sagt, warum man diese Flüssigkeit darbringt, das heißt warum man puren Wein auf den Altären ausgießt. Verspüren etwa die Körper der Gottheiten einen trockenen Durst und fühlen sie ein Drängen, die Dürre mit erquickendem Naß zu mildern? Ob sie wohl auch, wie bei uns Sterblichen der Gebrauch ist, dem Essen das Trinken zumischen; auf gleiche Weise nach der derben Kost der Kuchen und Musse, der geschlachteten S. 199 Opferthiere, zur leichteren Verdauung, sich mit überflüssigem Weine befeuchten und traktiren. Gebet, ich bitte, den unsterblichen Göttern zu trinken; bringet zweigehenkelte Becher, Pokale, Schalen und Trinkgefäße; und weil sie sich mit Stieren und fetten Speisen, mit derben Bissen vollstopfen, nicht das gierig in den Magen niedergeschluckte Fleisch dort liegen bleibe, so kommt denn zu Hülfe, eilet schleunig herbei und reicht dem besten und höchsten Jupiter Wein, auf daß er nicht ersticke: er begehrt zu rülpsen, und ist nicht im Stande; wird die Verstopfung nicht gehoben und gelöst, so ist die höchste Gefahr, daß der Athem durch das Würgen stockt und der Himmel beraubt ohne seinen Lenker verbleibt.
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