Nr. 6
Aber zugegeben, wie ihr wollt, diese Anordnung sey den Göttern ganz vertraut; um sie zu besänftigen würden die Opfer dargebracht und die jährliche Feier der heiligen Dienste begangen: wann ist es demnach schicklich diese Gaben anzuwenden, oder zu welcher Zeit sollen sie dargebracht werden? Bevor sie erzürnt und aufgeregt sind? oder nach der Aufregung und da sie im Unwillen sich befinden? Muß man ihnen, damit sie nicht in Zorn gerathen, zuvorkommen, so stellt ihr uns wilde Thiere, nicht aber Götter vor, denen man, damit sie nicht aufgereizt wüthend die Riegel der Behältnisse zertrümmern, Futter vorzuwerfen pflegt, welches sie dann mit Wuth anfallen und ihm der Aufregung Begier zuwenden. Wofern aber diese Genugthuung der Opfer den schon Erhitzten und von Unwille Aufflackernden hingegeben wird, so forsche, erwäge ich nicht, ob jene glückselige und hehre Erhabenheit der Gottheiten durch der Menschlein Beleidigungen gestört werde; ob sie für Verletzung halten mag, was etwa ein blindbegierliches Thier, und ob in Wolken der Unwissenheit fortwährend einherschreitend sie bestimmt, ausgesagt habe, wodurch derselben Machtvollkommenheit verletzt würde.
